Vitamin C hemmt gefährliche Entzündungen bei Leukämie

Eine Krebsart namens chronisch-myeloische Leukämie ist durch eine Überproduktion weißer Blutkörperchen gekennzeichnet, die zu Symptomen wie Müdigkeit, Infektionen und anderen Komplikationen führen kann. Ein weiteres charakteristisches Merkmal der chronischen myeloischen Leukämie ist die chronische Entzündung, die zum Fortschreiten der Krankheit beiträgt. Vitamin C scheint jedoch der Entzündung entgegenzuwirken, wie eine brasilianische In-vitro-Studie zeigt, die in der Zeitschrift Nutrients veröffentlicht wurde.

Unser Knochenmark produziert Stammzellen für weiße und rote Blutkörperchen sowie Blutplättchen. Chronische myeloische Leukämie entsteht, wenn ein spezielles Chromosom namens Philadelphia plötzlich mutiert, wodurch sich die weißen Stammzellen unkontrolliert teilen. Es können auch andere Symptome wie ein Mangel an Blutplättchen, eine Vergrößerung der Milz und ein Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie) auftreten.
Die klassischen Symptome sind Müdigkeit, Infektionen, nächtliches Schwitzen und Gewichtsverlust. Andere Symptome wie Appetitlosigkeit und Verdauungsstörungen aufgrund einer vergrößerten Milz können ebenfalls auftreten. Die Krankheit schreitet langsam voran und wird daher oft zufällig im Rahmen einer Blutuntersuchung entdeckt. Unkontrolliert kann die chronische myeloische Leukämie zu Blutungen und Blutgerinnseln führen.
Auch Infektionen wie Influenza und COVID-19 können kompliziert werden, weil die weißen Blutkörperchen und die entzündlichen Abwehrmechanismen nicht richtig funktionieren. Die Autoren der neuen Studie erwähnen, dass die chronische myeloische Leukämie mit einer erhöhten Produktion verschiedener entzündungsfördernder Zytokine (IL-6 und TNF) einhergeht, die mit einer vermehrten Bildung von Krebszellen verbunden sind, die sehr widerstandsfähig sind.
In fortgeschrittenen Stadien geht die Krankheit in eine akute myeloische Leukämie mit Knochenschmerzen über. Hier beträgt die durchschnittliche Überlebenszeit 3-6 Monate, es sei denn, der Patient erhält eine Knochenmarktransplantation.
Der Grund für die Entstehung der chronischen myeloischen Leukämie ist kaum bekannt. Eine Art der Therapie besteht in der Verwendung eines Medikaments namens Imatinib, einem so genannten Tyrosinkinase-Hemmer, der eine recht gute Überlebensrate aufweist.
Ähnliche Überlebensmechanismen weist offenbar auch Vitamin C auf, und die Autoren wollten diese genauer unter die Lupe nehmen. Sie untersuchten Blutproben mit Zellen der chronischen myeloischen Leukämie (K-562) aus der Zellbank von Rio de Janeiro. Die Zellen wurden in einer konzentrierten Glukosekultur kultiviert, was sie zu einer schnellen Teilung veranlasste. Anschließend wurden die Zellen mit zwei verschiedenen Dosen von Vitamin C (5 Mikrogramm/ml und 10 Mikrogramm/ml) vorbehandelt. Die beiden Zellkulturen wurden dann mit dem entzündungsfördernden Toxin LPS (Lipopolysaccharid) aus gramnegativen Bakterien stimuliert. Anschließend maßen die Wissenschaftler, wie Vitamin C die Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen wie IL-6 und TNF durch die Zellen beeinflusste.

Vitamin C beeinflusst Leukämie über verschiedene Mechanismen

Die Studie zeigte, dass Vitamin C den hyperinflammatorischen Phasen, die durch das LPS-Toxin in chronisch-myeloischen Leukämiezellen (K-562) ausgelöst wurden, möglicherweise über mehrere Mechanismen entgegenwirkt. Zum einen gehen die Wissenschaftler davon aus, dass Vitamin C die Überproduktion von extrazellulärem ATP (Energiemoleküle) und die Anhäufung des P2X7-Rezeptors blockiert, der eine Schlüsselrolle bei Entzündungen (über IL-6 und TNF) und verschiedenen Krebsformen spielt.
Zweitens reguliert das Vitamin C die Autophagie, einen lebenswichtigen Prozess, der den Abbau von schädlichen Verbindungen in den Zellen und die zelluläre Homöostase beinhaltet. Studien haben jedoch gezeigt, dass die Autophagie eine doppelte Rolle bei der Entwicklung der chronischen myeloischen Leukämie spielt. Einerseits kann die Autophagie das Überleben der Zellen und ihre Resistenz gegenüber einer Therapie verbessern. Andererseits kann eine übermäßige Autophagie zum Zelltod führen.
Bei chronischer lymphatischer Leukämie gibt es einen speziellen Biomarker (LC3) für Autophagie. In der Studie beobachteten die Forscher, dass Vitamin C in hohen Dosen die Werte dieses Markers senkte, und dieser Effekt wurde von einer Abwärtsregulierung der beiden proinflammatorischen Zytokine IL-6 und TNF begleitet. Vitamin C scheint auch die Therapie mit Imatinib zu verbessern, indem es die Wirkung des Medikaments unterstützt und umgekehrt.

Vitamin C zur Prävention und Therapie

Obwohl ein Vitamin-C-Mangel in der Allgemeinbevölkerung nur selten vorkommt, weisen Krebspatienten häufig niedrige Werte dieses speziellen Vitamins auf. Es wurde berichtet, dass niedrige Vitamin-C-Spiegel zur Entwicklung von normalen zu Leukämiezellen beitragen können, während eine hochdosierte Vitamin-C-Therapie Leukämiezellen abtöten kann. Eine Vitamin-C-Supplementierung kann auch die Lebensqualität von Leukämiepatienten verbessern.
Vitamin C ist auch wichtig für die Immunabwehr, die entartete Zellen zerstören soll. Außerdem ist Vitamin C ein Antioxidans, das die Zellen vor oxidativem Stress und DNA-Schäden durch freie Radikale schützt.
Es ist relativ einfach, die empfohlene Menge an Vitamin C über eine gesunde, ausgewogene Ernährung aufzunehmen. Verschiedene physische und psychische Stressfaktoren können jedoch den Bedarf an diesem Nährstoff erhöhen. Das Gleiche gilt für den übermäßigen Konsum von Zucker. Zucker und Vitamin C konkurrieren um dieselben Kanäle, die in die Zellen führen, so dass Menschen, die viel Zucker essen, eine geringere Wirkung des aufgenommenen Vitamin C haben und daher größere Mengen des Vitamins zu sich nehmen müssen. Dies gilt auch für andere gefährdete Gruppen.

Quellen:

Daniela A. Pires et al. Vitamin C Inhibits Lipopolysaccharide-Induced Hyperinflammatory State of Chronic Myeloid Leukemia Cells through Purinergic Signaling and Autophagy. Nutrients 2024

Sam Rowe and Anitra C. Carr. Global Vitamin C Status and Prevalence of Deficiency: A cause for Concern? Nutrients 6 July 2020

Kronisk myeloid leukæmi - Patienthåndbogen på sundhed.dk