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Weit verbreiteter Selenmangel bei Krebspatienten verschlechtert ihre Prognose

Weit verbreiteter Selenmangel bei Krebspatienten verschlechtert ihre PrognoseNeu diagnostizierte Krebspatienten haben oft einen Selenmangel. Dies trägt nicht nur zur Entstehung der Krankheit bei, sondern verschlechtert auch die Prognose. Schätzungsweise eine Milliarde Menschen weltweit haben einen Selenmangel, und es gibt viele Gründe dafür. Eine hochdosierte Selensupplementierung von Krebspatienten scheint sich positiv auf ihre Gesundheit und Lebensqualität während der Rehabilitation auszuwirken, und die beste Wirkung ist zu beobachten, wenn die Selenspiegel im Blut hoch bleiben, so eine in Nutrients veröffentlichte deutsche Studie.

Rehabilitation ist ein Prozess, bei dem Patienten ihre körperliche und geistige Gesundheit wiedererlangen, die durch die Krankheit oder durch Therapien beeinträchtigt wurde. Krebs gilt als chronische Krankheit, was bedeutet, dass die Patienten vor, während und nach der Behandlung von der Rehabilitation profitieren können. Viele Krebspatienten leiden bereits vor der Diagnose unter einem ungewollten Gewichtsverlust, der ein Zeichen von Fehlernährung ist. Darüber hinaus kann die Krebsbehandlung selbst Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen und Verdauungsprobleme verursachen, die zu einer verminderten Nahrungsaufnahme führen. Auch Stoffwechselstörungen können zu krebsbedingter Mangelernährung führen.
Es scheint auch, dass eine Unterernährung zum Zeitpunkt der Diagnose die Prognose verschlechtert und dass ein Gewichtsverlust von 5-10 Prozent in Verbindung mit einer Strahlentherapie die Fünfjahresüberlebensrate negativ beeinflusst.
Einer von drei Krebspatienten ist unterernährt, und das betrifft sowohl die energiereichen Makronährstoffe (Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß) als auch die Mikronährstoffe (Vitamine und Mineralstoffe), ein Problem, das als versteckter Hunger bezeichnet wird. Technisch gesehen können Krebspatienten selbst bei ausreichender Energiezufuhr einen Mangel an essenziellen Mikronährstoffen aufweisen.
Schätzungsweise eine Milliarde Menschen weltweit leiden unter Selenmangel - vor allem aufgrund von Faktoren wie nährstoffarmen Anbauflächen, falscher Ernährung und Alterung.
Selen ist wichtig für unseren Stoffwechsel, den Energieumsatz, die Immunabwehr und als Antioxidans, das unsere Zellen vor oxidativem Stress durch freie Radikale schützt. Seit Jahren ist die Wissenschaft darauf bedacht, dass ein Selenmangel die Zellen anfällig macht und zu verschiedenen Krebsarten beiträgt.
Auch Zinkmangel ist weit verbreitet. Dieser Mineralstoff unterstützt Hunderte von verschiedenen Enzymreaktionen und ist außerdem ein wichtiges Antioxidans, das die Zellen schützt.
Ziel der deutschen Studie war es, die Prävalenz von Selen- und Zinkmangel bei Krebspatienten zu Beginn ihrer Rehabilitation zu untersuchen und festzustellen, ob Nahrungsergänzungsmittel die Blutspiegel dieser Mineralien optimieren und die Lebensqualität verbessern können.

Hochdosierte Selenpräparate wirken am besten bei Patienten mit Mangelerscheinungen

Bei der deutschen Studie handelte es sich um eine so genannte Beobachtungsstudie mit 271 Patienten, die an verschiedenen Krebsarten (Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs) erkrankt waren. Die Wissenschaftler sammelten und analysierten Daten aus HRQOL-Fragebögen (Health-Related Quality of Life), die Angaben zur Lebensqualität vor und bis zu drei Monate nach der Rehabilitation enthielten. Bei genau denselben drei Gelegenheiten wurde der Selen- und Zinkspiegel im Blut der Patienten mit Hilfe von Vollblutanalysen untersucht, die wesentlich genauer sind. Im Gegensatz zur Serumanalyse wird bei der Vollblutanalyse auch der zelluläre Gehalt der beiden Mineralien ermittelt.
Selenmangel war weit verbreitet (34-90 Prozent der Krebspatienten hatten keinen Selenmangel), und der Mangel war in der Bauchspeicheldrüse am stärksten ausgeprägt. Zinkmangel war weniger häufig.
Die Studienteilnehmer mit Selenmangel erhielten hochdosierte Selenpräparate im Bereich von 300 bis 600 Mikrogramm pro Tag, wobei sich 600 Mikrogramm als wirksamer für die Optimierung des Selenspiegels im Blut erwiesen.
Eine hochdosierte Selenergänzung wirkte sich auch positiv auf die Lebensqualität im Allgemeinen, das Energieniveau sowie die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus. Im Gegensatz dazu wurden Beeinträchtigungen der gleichen Parameter beobachtet, wenn der Selenspiegel im Blut sank.
Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass Selenmangel bei Krebspatienten vor und nach der Rehabilitation häufig vorkommt. Selenpräparate können diesen Mangel ausgleichen und die Lebensqualität in vielerlei Hinsicht verbessern. Außerdem hält die positive Wirkung der Selenergänzung länger an, wenn der Selenspiegel im Blut während der gesamten Rehabilitationszeit stabil bleibt.

Selenempfehlungen und tatsächlicher Bedarf

Gemäß den Neuen Nordischen Nährstoffempfehlungen (NNR-2023) wurde die empfohlene tägliche Selenzufuhr für Männer von 60 auf 90 Mikrogramm erhöht, während sie für Frauen von 50 auf 75 Mikrogramm stieg. Mehrere Studien deuten jedoch darauf hin, dass die meisten Menschen mindestens 100 Mikrogramm täglich benötigen, um das Selenoprotein P, das als Indikator für den Selenstatus des Körpers dient, ausreichend zu sättigen.
In vielen Studien über Selen wurden Tagesdosen von 200 Mikrogramm getestet, und laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sind 300 Mikrogramm pro Tag die sichere Obergrenze für die Aufnahme. Der neuen deutschen Studie zufolge kann man jedoch bei einem Selenmangel bequem über einen bestimmten Zeitraum hinweg hohe Dosen verabreichen. Die vorliegenden Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Selenhefe die beste Wirkung hat, weil sie eine Vielzahl verschiedener organischer Selenarten enthält.

Weit verbreiteter Selenmangel und steigende Krebsraten

Selen unterstützt etwa 25 verschiedene Selenoproteine, darunter wichtige Enzyme und starke Antioxidantien, von denen einige verschiedene Anti-Krebs-Mechanismen haben. Selenmangel ist in Europa besonders weit verbreitet, was durch die deutsche Studie bestätigt wurde.

Quellen:

Christina Pfister, Joerg Schoenemann. Selenium in Cancer Rehabilitation – A Retrospective Study from a Specialized Clinic. Nutrients 2023 Sep.

Nordic Council of Ministers. Nordic Nutrition Recommendations 2023

Clark LC et al: Effects of Selenium Supplementation for Cancer Prevention in Patients with Carcinoma of the Skin. JAMA: 1997.


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