COVID-19: Hochdosiertes Vitamin D reduziert Krankenhausaufenthalte und Sterblichkeit
Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Optimierung des Vitamin-D-Spiegels im Blut durch Nahrungsergänzungsmittel das Risiko verringert, an Atemwegsinfektionen wie COVID-19 zu erkranken. Eine neue ungarische Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nutrients, hat zudem herausgefunden, dass sehr hohe Dosen von Vitamin D, die an hospitalisierte COVID-19-Patienten verabreicht wurden, das Risiko eines verlängerten Krankenhausaufenthalts und des Todes infolge schwerer Komplikationen verringern können.
Zahlreiche Studien und Metaanalysen der letzten Jahre haben die Auswirkungen einer Vitamin-D-Supplementierung auf COVID-19-Infektionen und Sterblichkeit untersucht, doch die Ergebnisse waren teilweise widersprüchlich. Diese Unterschiede lassen sich zum Teil dadurch erklären, dass die verwendeten Dosierungen zu gering waren, um die Blutspiegel von Vitamin D zu optimieren und den Bedarf des Körpers zu decken. In der neuen ungarischen Studie wollten die Forschenden die optimale Vitamin-D-Dosis im Rahmen der Behandlung komplizierter COVID-19-Verläufe ermitteln.
Die Forschenden analysierten Daten von 148 COVID-19-Patienten, die zwischen 2022 und 2023 ins Universitätskrankenhaus Semmelweis in Budapest eingeliefert wurden. Ab dem ersten Tag der Hospitalisierung erhielten alle Patienten eine Standardbehandlung und ihre Vitamin-D-Spiegel wurden gemessen. Anschließend wurden sie in zwei vergleichbare Gruppen hinsichtlich Krankheitsverlauf und anderer relevanter Parameter eingeteilt. Zusätzlich zur Standardbehandlung erhielt eine Gruppe extrem hohe Dosen von Vitamin D – etwa 30.000 I.E. (750 µg) täglich über drei Tage hinweg, insgesamt 90.000 I.E. (2.250 µg). Zum Vergleich: Die offizielle Empfehlung für die tägliche Aufnahme von Vitamin D liegt lediglich bei 5–20 µg. Diese Supplementierung zielte also auf einen schnellen und starken Anstieg des Spiegels ab.
Die Forschenden verglichen dann den Krankheitsverlauf und die Sterblichkeitsraten zwischen den beiden Gruppen. Außerdem maßen sie die Blutspiegel der Vitamin-D-Metaboliten 25(OH)D und 1,25(OH)₂D an den Tagen 0, 4 und 8. Auch die Wirksamkeit und Sicherheit der hochdosierten Vitamin-D-Supplementierung wurde beurteilt, da eine übermäßige Aufnahme von Vitamin D das Kalziumgleichgewicht des Körpers stören kann.
Die Studie ergab, dass diese hohen Dosen den Vitamin-D-Spiegel bei Patienten mit Mangelzuständen innerhalb von vier Tagen wiederherstellten. Keiner der Patienten wies überhöhte Spiegel von 25(OH)D oder 1,25(OH)₂D auf, was darauf hinweist, dass der Vitamin-D-Bedarf des Körpers während einer Infektion deutlich steigt. Zudem wurden keine Störungen im Kalziumhaushalt festgestellt.
Außerdem war die Sterblichkeit in der Gruppe, die Vitamin-D-Präparate erhielt, signifikant niedriger. Ihr Risiko, an Komplikationen zu sterben, war um 67 % geringer als in der Placebo-Gruppe. Wichtig ist, dass dieser signifikante Unterschied unabhängig vom Ausgangswert des Vitamin-D-Spiegels der Patienten war.
Die Forschenden schlussfolgerten, dass eine tägliche Dosis von 30.000 I.E. Vitamin D über drei Tage eine wirksame und sichere Behandlung zur Senkung der COVID-19-bedingten Sterblichkeit darstellt. Sie empfahlen außerdem, die Einnahme von Vitamin D in niedrigerer Dosis fortzusetzen.
Laut den Forschenden handelt es sich um die erste Studie, die gezielt die Auswirkungen einer kurzfristigen, hochdosierten Vitamin-D-Supplementierung auf die COVID-19-Sterblichkeit untersucht. Die Studie unterstreicht auch die Bedeutung von Vitamin D für die Immunfunktion und zeigt, warum in schweren COVID-19-Fällen hohe Dosen erforderlich sein können.
Wie schützt Vitamin D vor COVID-19 und anderen Atemwegsinfektionen?
COVID-19 (SARS-CoV-2) ist ein Virus, das Nasenzellen infiziert und sich auf die unteren Atemwege ausbreitet. Die meisten Menschen wehren das Virus jedoch ab oder entwickeln nur milde Symptome. Schwere Verläufe treten oft aufgrund von Vorerkrankungen und einer gestörten Immunantwort auf, was zu einem akuten Atemnotsyndrom (ARDS) führen kann. Diese Erkrankung ist die Folge eines Zytokinsturms und einer Hyperinflammation in der Lunge. Eine solche Überreaktion kann auch Blutgefäße und andere Organe schädigen und im schlimmsten Fall zu Kreislaufversagen, Organversagen und Tod führen.
Die größte Gefahr geht also nicht vom Virus selbst aus, sondern von einem geschwächten und fehlregulierten Immunsystem.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Vitamin D eine entscheidende Rolle für die Immunfunktion spielt. Vitamin-D-Rezeptoren wurden in weißen Blutkörperchen wie Monozyten, Makrophagen, dendritischen Zellen und aktivierten T-Zellen nachgewiesen. Monozyten, Makrophagen und dendritische Zellen gehören zum angeborenen Immunsystem, das die meisten Viren und Krankheitserreger mit wenig bis gar keinen Symptomen bekämpft. T-Zellen, Teil des adaptiven Immunsystems, besitzen die Fähigkeit, eine starke Immunität gegen verschiedene Viren zu entwickeln.
Vitamin D trägt außerdem dazu bei, Entzündungen nach überstandener Infektion zu regulieren.
Frühere Studien haben die Rolle von Vitamin D beim Schutz vor anderen Viren wie Influenza, HIV, Rotavirus und Hepatitis belegt. Darüber hinaus wurde systemische Hyperinflammation – ein entscheidender Faktor, der COVID-19 und andere Infektionen lebensbedrohlich macht – mit niedrigen Vitamin-D-Blutwerten in Verbindung gebracht. Eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr kann dieser gefährlichen Überreaktion entgegenwirken, indem sie die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine wie IFNγ und TNFβ durch T-Zellen reduziert.
Daher ist es essenziell, ein Leben lang optimale Vitamin-D-Spiegel aufrechtzuerhalten und Mangelzustände durch Nahrungsergänzung zu vermeiden.
Quellen:
Liza Dalma Sümegi et al. Effect of Moderately High-Dose Vitamin D3 Supplementation on Mortality in Patients Hospitalized for COVID-19 Infection. Nutrients, 2025
Muhammet Mesut Nezir Engin, Öner Özdemir. Role of vitamin D in COVID-19 and other viral infections. World Journal of Virology, 2024
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