Depression, Demenz und Alzheimer stehen im Zusammenhang mit oxidativem Stress im Gehirn
- und Antioxidantien wie Selen, Q10 und Melatonin spielen eine Rolle bei der Prävention und Behandlung
Es gibt einen Zusammenhang zwischen Depression, Demenz und Alzheimer. Außerdem scheint chronischer Stress zu oxidativem Stress und zur Schädigung der Gehirnzellen beizutragen. In einem Übersichtsartikel, der im Wissenschaftsjournal Antioxidants veröffentlicht wurde, untersuchen Forscher genauer, wie sich oxidativer Stress auf das Gehirn auswirkt. Sie untersuchen auch, wie Antioxidantien in die Prävention und Behandlung von Alzheimer einbezogen werden können und warum die vielversprechendsten Ergebnisse mit Selen, Q10, Melatonin, Vitamin E, Kurkuma und Polyphenolen erzielt werden. In Bezug auf Depressionen haben Selen, Zink, Vitamin E, Kurkuma und Safran das größte Potenzial gezeigt.
Depression ist eine der am weitesten verbreiteten, psychischen Störungen und betrifft weltweit mehr als 264 Millionen Menschen. Davon begehen jährlich fast 800.000 Menschen Selbstmord.
Die ebenfalls weit verbreitete Alzheimer-Krankheit ist eine schleichende Krankheit und die häufigste Ursache für Demenz. Im weiteren Krankheitsverlauf sammelt sich im Gehirn Plaque eines Proteins namens Beta-Amyloid an. Im Laufe der Zeit zerstört dies die Gehirnzellen, die auch als Neuronen bekannt sind. Wissenschaftler, die sich mit der Alzheimer-Krankheit befassen, haben eine Insulinresistenz im Gehirn festgestellt, weshalb diese Krankheit auch als Typ-3-Diabetes bezeichnet wird.
Epidemiologische Studien zeigen, dass Depressionen das Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und Demenz erhöhen. Diese Symptome treten typischerweise im Endstadium der Alzheimer-Krankheit auf. Dem neuen Übersichtsartikel zufolge sind sowohl Depressionen als auch die Alzheimer-Krankheit mehr oder weniger mit den folgenden Faktoren verbunden:
- Chronischer Stress, der zu oxidativem Stress im Gehirn führt
- Belastung der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse, die die Produktion des Stresshormons Cortisol erhöht
- Atrophie des Hippocampus, des Teils des Gehirns, der für Gedächtnis und Orientierung verantwortlich ist
- Degeneration der neuronalen Synapsen, wodurch die Kommunikation des Nervensystems beeinträchtigt wird
- Funktionsstörungen von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die für unsere Stimmung wichtig sind
- Störungen des BDNF-Proteins (Brain Derived Neurotrophic Factor), das Neuronen und Nervenzellen im ganzen Körper beeinflusst
- Aktivierung von Mikrogliazellen (Immunzellen des Gehirns), was zu lokalen Entzündungen führt
Chronischer Stress und Veränderungen im Gehirn
Seit Anbeginn der Zeit ist akuter Stress ein nützliches Instrument, das uns Menschen helfen kann, unsere Kampf-oder-Flucht-Reaktion zu mobilisieren. Die Reaktionen des Körpers werden hauptsächlich über die Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse gesteuert, um uns zu helfen, sowohl körperlich als auch geistig optimal zu funktionieren. Die Kampf-oder-Flucht-Reaktion ist enorm energieaufwendig und nur für den Bruchteil einer Sekunde ausgelegt. Das moderne Leben ist jedoch oft durch chronische Stressreaktionen gekennzeichnet und es besteht ein Ungleichgewicht zwischen den verschiedenen physiologischen Reaktionen, so dass wir zu wenig Zeit haben, um uns zu erholen. Es ist eine Art ständiger Überziehungsmissbrauch.
Es scheint, dass Depression und Alzheimer durch stressbedingte Funktionsstörungen der Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse verursacht werden. In Verbindung mit chronischem Stress lösen Hormone aus dem Hypothalamus eine erhöhte Freisetzung von ACTH (adrenocorticotropes Hormon) aus der Hypophyse aus, die die Produktion von Cortisol in den Nebennieren anregt. Die erhöhten Cortisolspiegel verursachen Funktionsstörungen im Hippocampus und anderen Teilen des Gehirns, die unsere Stimmung, unseren mentalen Antrieb und unser Erinnerungsvermögen steuern. Erhöhte Cortisolspiegel können die schädliche Wirkung von Beta-Amyloid-Plaque verstärken und Neuronen im Hippocampus zerstören, wodurch dieser schrumpft.
Stress führt zu einer Aktivierung des Immunsystems. Im Gehirn setzen Mikrogliazellen proinflammatorische Zytokine, Chemokine und Stickoxide frei. Mit der Zeit führt die chronische Entzündung zu verschiedenen Störungen des Nervensystems und zur Zerstörung von Neuronen. Viele Studien haben einen direkten Zusammenhang zwischen Gehirnentzündungen und psychischen Störungen wie Depressionen und Alzheimer gezeigt.
Chronischer Stress und oxidativer Stress im Gehirn
Chronischer Stress führt zu oxidativem Stress, einem Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien. Freie Radikale sind hochreaktive Moleküle, denen ein Elektron fehlt. Sie sind lebenswichtig und lebensbedrohlich zugleich.
Freie Radikale sind auf natürliche Weise an unserem Sauerstoffstoffwechsel, der Immunabwehr und verschiedenen anderen Stoffwechselprozessen beteiligt. Es ist bekannt, dass Faktoren wie Stress, chronische Entzündungen, Rauchen, Alterungsprozesse und Vergiftungen die Zahl der freien Radikale enorm erhöhen. Es ist wichtig, freie Radikale an die Kette zu legen und sicherzustellen, dass sie in engen Grenzen agieren und nur ihre vorgesehenen Funktionen ausführen. Bei oxidativem Stress lösen freie Radikale Kettenreaktionen aus, indem sie Zellen angreifen. Wirklich gefährlich wird es, wenn freie Radikale die ungesättigten Fettsäuren in den Zellmembranen angreifen. Von hier aus können sich die Kettenreaktionen auf die gesamte Zelle, ihre Mitochondrien und ihre DNA ausbreiten und auf andere Zellen übergreifen.
Unser Gehirn ist so anfällig für oxidativen Stress, weil es einen sehr hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren hat. Der enorme Fluss von eisenhaltigem Blut durch das Gehirn erhöht das Risiko noch zusätzlich. Ferroptose ist in diesem Zusammenhang eine Form des eiseninduzierten Zelltods durch freie Radikale. Mehrere Studien haben einen Zusammenhang zwischen Ferroptose, neuronalem Tod und verschiedenen Arten von Gehirnstörungen gezeigt. Als Folge davon können Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Schlaganfall auftreten.
Antioxidantien, die Depressionen und Alzheimer vorbeugen und behandeln können
Unsere einzige Quelle zum Schutz vor freien Radikalen und oxidativem Stress sind verschiedene Arten von Antioxidantien, die in der Lage sind, den freien Radikalen das fehlende Elektron zu spenden und sie so zu neutralisieren. Antioxidantien können auch Kettenreaktionen und Schäden durch freie Radikale entgegenwirken.
Antioxidantien haben unterschiedliche Wirkmechanismen, weshalb wir verschiedene Arten von Antioxidantien benötigen. Einige Antioxidantien werden vom Körper selbst produziert, andere sind in der Nahrung enthalten. Bestimmte Antioxidantien aus der Nahrung beeinflussen die körpereigene Produktion von Antioxidantien und auch deren Wirkungsweise. Diese Synergie ist wichtig für unser Redox-Gleichgewicht – das Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien.
Wichtige körpereigene Antioxidantien
- Gluthationperoxidase 1-8 (GPX). Alle Typen enthalten Selen
- Superoxiddismutase 1-3 (SOD). Alle Typen enthalten Zink, Kupfer und Mangan
- Katalase (CAT)
- Glutathion (GSH)
- Q10 (auch an unserem Energiestoffwechsel beteiligt)
- Melatonin (auch ein Schlafhormon)
Diätetische Antioxidantien
- Vitamine A, C und E, Selen, Zink und Mangan
- Verschiedene Pflanzenstoffe wie Carotinoide, Indole, Phenole, Polyphenole, Flavonoide, Phenolsäure und Anthocyane
- Einige der guten Quellen sind Kurkuma und andere Kräuter, Nüsse, Beeren, Früchte (insbesondere die Schalen und Samen), Brokkoli, Kohl, Knoblauch, Zwiebeln, Pflaumen, dunkle Schokolade und grüner Tee oder Kaffee (in Maßen)
Effektive Behandlungen von Erkrankungen des Nervensystems sind nach wie vor eine der größten therapeutischen Herausforderungen. Aus diesem Grund wurde viel geforscht, um das therapeutische Potenzial von Antioxidantien aufzudecken, insbesondere im Zusammenhang mit Depressionen und Alzheimer.
Studien an Mäusen haben beispielsweise gezeigt, dass ein Mangel des selenhaltigen Antioxidans GPX den durch Ferroptose verursachten Zelltod verstärkt. Es wurde auch beobachtet, dass Mäuse mit einem GPX-Mangel an kognitiven Beeinträchtigungen und neurodegenerativen Veränderungen im Hippocampus leiden. Es scheint auch, dass die Supplementierung mit Selen und Vitamin E, zwei Nährstoffen, die sich gegenseitig unterstützen, dem Zelltod durch Ferroptose entgegenwirkt.
Antioxidantien und Depression
Laut WHO ist Depression die am weitesten verbreitete psychische Störung, mit steigender Tendenz. Erschwerend kommt hinzu, dass Antidepressiva oft nicht wirken oder schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Bei Depressionen spielen viele Faktoren eine Rolle. Oxidativer Stress im Gehirn ist einer davon. Die erhöhte Anzahl an freien Radikalen verursacht Entzündungen und zerstört Nervenzellen und Signalwege. Oxidativer Stress im Gehirn, vor allem im Hippocampus, kann entscheidend für die Entstehung einer Depression sein. Wissenschaftler haben auch beobachtet, dass die Größe des Hippocampus bei Patienten mit einer Depression geringer ist. Im Falle einer Depression fehlen dem Gehirn Antioxidantien, die zum Schutz der Zellmembranen, des Hippocampus, der Neuronen und anderer Teile des Gehirns benötigt werden.
Nach eingehender Analyse einer Vielzahl von Studien kommen die Wissenschaftler des neuen Übersichtsartikels zu dem Schluss, dass Selen und Vitamin E am vielversprechendsten zur Vorbeugung und Behandlung von Depressionen sind. Kurkuma und Safran enthalten weitere relevante Antioxidantien und biologisch aktive Verbindungen, die unsere Stimmung heben können. Die Wissenschaftler erwähnen auch Zink und Magnesium, die für eine Reihe von Enzymreaktionen und entzündungshemmenden Prozessen essentiell sind.
Übrigens sollte man auch die Einnahme von Selen und Fischöl mit EPA und DHA in Betracht ziehen, den beiden Omega-3-Fettsäuren, die die Gehirnfunktionen unterstützen und chronischen Entzündungen auf andere Weise entgegenwirken. Generell sollte man versuchen, sich gesund zu ernähren, um den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und möglichst viele Antioxidantien zu sich zu nehmen. Auch ausreichender Schlaf ist wichtig.
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Antioxidantien und Alzheimer-Krankheit
Die Zahl der Senioren steigt und damit auch die Zahl der Menschen mit Alzheimer. Die Krankheit ist multifaktoriell bedingt, und die Wissenschaft ist immer noch auf der Suche nach besseren und vielversprechenden Therapien. In den letzten zehn Jahren haben mehrere klinische Studien gezeigt, dass Antioxidantien eine gewisse Wirkung haben können, indem sie oxidativem Stress und durch freie Radikale verursachten Zellschäden entgegenwirken. Laut den Autoren des neuen Übersichtsartikels wurden die besten Ergebnisse mit Selen, Vitamin E, Q10, Melatonin, Kurkuma und Polyphenolen erzielt. Wir erhalten Polyphenole beispielsweise aus Nüssen, Früchten (insbesondere aus den Schalen und Samen), Rotwein, Holunderbeeren, Gemüse und Kakaobohnen.
Laut einer anderen Meta-Analyse hilft die Supplementierung mit Vitamin B12, Folsäure und Vitamin B6, leichte kognitive Beeinträchtigungen bei Senioren, ein potenzielles Anzeichen von Alzheimer, zu verhindern oder zu verzögern. Dies liegt daran, dass B-Vitamine den Blutspiegel von Homocystein senken, einer Aminosäure, die eine Ansammlung von Beta-Amyloid-Plaques im Gehirn und eine Hirnatrophie verursachen kann.
Es ist immer ratsam, bei der Behandlung von Alzheimer auf eine gesunde Ernährung zu achten, die den Blutzuckerspiegel stabilisiert und eine Vielzahl verschiedener Antioxidantien enthält. Es ist auch wichtig, ausreichend Schlaf zu bekommen.
Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel und Nahrungsergänzungsmittelqualität
Achten Sie in erster Linie darauf, durch eine abwechslungsreiche Ernährung aus reinen Rohstoffen möglichst viele verschiedene Antioxidantien zu sich zu nehmen. Achten Sie auch auf Proteine, gesunde Fette und einen stabilen Blutzucker, um eine gleichmäßige und konstante Energieversorgung des Gehirns und des Nervensystems zu gewährleisten. In Dänemark ist es möglich, Melatonin auf Rezept zu kaufen. Die Einfuhr von Melatonin aus anderen EU-Ländern (als Nahrungsergänzungsmittel oder nicht verschreibungspflichtiges Medikament) ist jedoch völlig legal, sofern es nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt ist.
Quellen:
Gabriella Juszczyk et al. Chronic Stress and Oxidative Stress as Common factors of the Pathogenesis of depression and Alzheimer´s Disease: The Role of Antioxidants in Prevention and treatment. Antioxidants 1. September 2021
Dogan-Sander et al. Inflammation and the Association of Vitamin D and Depressive Symptomatology. Nutrients 2021
James J. Dicolantonio and James H. O´Keefe. The Importance of Marine Omega-3s for Brain Development and the Prevention and treatment of Behavior, Mood, and Other Brain Disorders. Nutrients. 2020
Rapaport MH et al. Inflammation as a predictive biomarker for response to omega-3 fatty acids in major depressive disorder: a proof-of-concept study. Molecular Psychiatry 2015
Shufeng Li et al. The preventive efficacy of vitamin B supplements on the cognitive decline of elderly adults: a systematic review and meta-analysis. BMC Geriatrics 16. Juni 2021
Underwood Emily. Sleep: The ultimate Brainwasher? Science/AAAS/News 2013
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