Hochdosiertes Vitamin B6 reduziert Angstzustände und Depressionen

Mehrere Studien haben gezeigt, dass B-Vitamine das Nervensystem stärken und Stresssymptome reduzieren. Allerdings haben nur sehr wenige Studien untersucht, wie die einzelnen B-Vitamine wirken. Eine neue placebokontrollierte Studie, die im Wissenschaftsmagazin Human Psychopharmacology veröffentlicht wurde, scheint zu zeigen, dass hochdosiertes Vitamin B6 die Bildung eines bestimmten Neurotransmitters im Körper fördert, der den Austausch unerwünschter Impulse zwischen Gehirnzellen blockiert, was eine beruhigende Wirkung hat. Darüber hinaus scheint Vitamin B6 die Symptome einer Depression zu verringern.

Alle verschiedenen B-Vitamine arbeiten als biologisches Team im Körper zusammen und spielen eine Schlüsselrolle in vielen verschiedenen Prozessen, die für den Energieumsatz, das Nervensystem und die Gehirnfunktion unerlässlich sind. Dazu gehört auch das wichtige Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Hemmung verschiedener Neurotransmitter im Gehirn. Es stellt sich heraus, dass eine erhöhte Aktivierung des Neurotransmitters Glutamat an verschiedenen neurologischen Störungen wie Angstzuständen und Depressionen beteiligt ist. Frühere Studien haben gezeigt, dass hohe Dosierungen von B-Vitaminen wirksam sein können, um bestimmte Neurotransmitter zu blockieren. Allerdings haben nur sehr wenige Studien untersucht, wie sich die verschiedenen B-Vitamine auf diesen Teil des zentralen Nervensystems auswirken. In der neuen Studie untersuchten Wissenschaftler Vitamin B6 und Vitamin B12, die eine entscheidende Rolle spielen.

• Neurotransmitter sind chemische Substanzen, die Signale von einem Neuron zum anderen, von Muskelzellen oder von Drüsenzellen übertragen.
• Glutamat stimuliert Neuronen. Normale Glutamatkonzentrationen sind wichtig für Gehirnfunktionen wie Lernen und Gedächtnis. Andererseits führen hohe Konzentrationen zu einer erhöhten neuronalen Aktivität, die Unruhe, neurologische Störungen und neuronale Schäden verursachen kann.
• GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist der primäre hemmende Neurotransmitter im Gehirn
• Serotonin ist wichtig für die Stimmung und für die interne Kommunikation.
• Dopamin ist wichtig für Stimmung, Lernen, Gedächtnis und Bewegung

Vitamin B6 reduziert Angstzustände und Depressionen durch mehrere Mechanismen

Die neue doppelblinde und placebokontrollierte Studie umfasste 478 Erwachsene im Alter von 18 bis 58 Jahren. Mehrere Jahre lang erhielten die Teilnehmer ein Placebo oder Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B6 und B12 in Dosierungen, die weit über der empfohlenen Tagesdosis lagen (die RDA-Werte, also die empfohlenen Tagesmengen, sind in den USA denen in Dänemark ähnlich). Auf täglicher Basis erhielten die Teilnehmer 100 mg Vitamin B6 (der RDA-Wert beträgt 1,3 mg) und bis zu 1.000 Mikrogramm Vitamin B12 (der RDA-Wert beträgt 2,5 µg).
Im Verlauf der Studie untersuchten die Wissenschaftler die Angstsymptome anhand einer Skala, die als SCAARED (Screen for Adult Anxiety-related Disorders) bekannt ist. Die Symptome von Depressionen wurden mit einer anderen Umfrage bewertet, der MFQ (Mood and Feelings Questionnaire).
Die Wissenschaftler führten auch verschiedene Sehtests durch, in der die Fähigkeit der Teilnehmer untersucht wurde, Farbkontraste und Muster zu unterscheiden, da dies mit dem Gehalt des Neurotransmitters GABA im Gehirn zusammenhängen kann.
Sie stellten fest, dass die hohen Dosierungen von Vitamin B6 die von den Teilnehmern selbst angegebenen Angstzustände und Depressionen verringerten. Außerdem schien es, dass die Teilnehmer Farbkontraste besser erkennen konnten, wenn sie mehr B6 erhielten. Die Wissenschaftler gehen daher davon aus, dass hochdosiertes Vitamin B6 die Synthese von GABA im Gehirn steigert, was unerwünschte interneuronale Impulse blockiert. Genauer gesagt hemmt B6 Glutamat, das Neuronen aktiviert. Mit anderen Worten: Das richtige Gleichgewicht zwischen Glutamat und GABA ist entscheidend.
Vitamin B6 ist auch in der Lage, die Synthese von Serotonin und Dopamin zu aktivieren, die beide für unsere Stimmung wichtig sind. Laut der Studie hatten Vitamin-B12-Ergänzungen eine geringfügige Wirkung auf Angst und Sehvermögen. Es wird seit langem angenommen, dass Störungen in der körpereigenen Produktion von GABA und Serotonin mit Symptomen wie Angstzuständen und Depressionen zusammenhängen.
Die Wissenschaftler gehen auch auf die Tatsache ein, dass Vitamin B6 und Vitamin B12 den Körper bei der Umwandlung von Homocystein in andere Aminosäuren unterstützen. Erhöhte Homocysteinspiegel können zu geschädigten Blutgefäßen und Neuronen führen.
Darüber hinaus verstärkt Vitamin B6 die körpereigene Nutzung von Magnesium, das auch für die körpereigene Produktion von Serotonin und Dopamin wichtig ist. Mehrere Studien haben bereits einen klaren Zusammenhang mit den vielen verschiedenen Mechanismen aufgezeigt, durch die Magnesium unsere Stimmung, Schlafqualität und Fähigkeit zur Vorbeugung von Angstzuständen und Depressionen beeinflusst.

Die Rolle von Vitamin B6 für das Gehirn und die Stimmung

• Trägt zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts zwischen Glutamat und GABA bei
• Trägt zur Aktivierung von Serotonin und Dopamin bei
• Trägt zum Abbau und zur Umwandlung von Homocystein bei
• Verstärkt die Verwertung von Magnesium im Körper

Vitamin B6-Quellen und warum Mängel so häufig auftreten

Vitamin B6 ist in Fleisch, Fisch, Gemüse, Bananen, Vollkornprodukten, Eiern und Milchprodukten enthalten. Das Vitamin wird durch Hitze und Licht zerstört.
Mängel und schlechte Verwertung können durch ungesunde Ernährung, Übergewicht, Alterung, Alkohol- und Genussmittelmissbrauch, Hormonpillen und bestimmte Arten von Medikamenten verursacht werden. Patienten mit Autoimmunerkrankungen oder Leber- und Nierenerkrankungen laufen ebenfalls Gefahr, an einem Vitamin B6-Mangel zu erkranken.

Quellen

David T. Field et al. High-dose Vitamin B6 supplementation reduces anxiety and strengthens visual surround suppression. Human Psychopharmacology. 19.Juli.2022

Abigail Roberts. B6 and Dopamine: Everything You Need to Know. Mindlabpro. 2021

Mary J. Brown et al. Vitamin B6 Deficiency. StatPearls 3. Oktober. 2020

Tim Newman. Could this chemical help explain anxiety? MedicalNewsToday 2019

Gerry K. Schwalfenberg and Stephen J. Genuis. The Importance of Magnesium in Clinical Healthcare. Scientifica (Carro) 2017

Megan Ware. Why do we need magnesium? Medical News Today. 2020