Forscher: Der tragische Tod eines Säuglings fordert eine obligatorische Vitamin-D-Supplementierung
Ein erst sechs Monate altes Baby starb an Herzinsuffizienz und den folgenden Komplikationen. Der tragische Fall war die Folge eines schweren Vitamin-D-Mangels, der nach Angaben von Forschern der ”University of Birmingham”, durch eine bessere Kontrolle hätte vermieden werden können. Sie fordern nun, dass die Gesundheitsbehörden ihre Politik in Bezug auf Vitamin-D-Ergänzungen ändern, damit sie die besonderen Bedürfnisse von Säuglingen, Schwangeren, dunkelhäutigen Menschen und Bevölkerungsgruppen berücksichtigen, die eher Vitamin-D-Mängel aufweisen. Dieser tragische Tod, der kein Einzelfall ist, zeigt nur die Spitze des Eisbergs. Ein Vitamin D-Mangel kann auch das Risiko für schwache Knochen, Infektionen, Asthma, Autismus und viele andere Krankheiten erhöhen.
Noah Thahane, ein sechs Monate alter Säugling, starb an Herzinsuffizienz und den daraus folgenden Komplikationen. Die zugrunde liegende Ursache war ein nicht diagnostizierter, schwerer Vitamin-D-Mangel. Laut Dr. Wolfgang Högler und PhD Dr. Suma Uday von der ”University of Birmingham”, hätte dieser tragische Tod leicht verhindert werden können, wenn die Gesundheitsbehörden einen stärkeren Fokus auf die Prävention von Vitamin-D-Mängeln gelegt hätten.
Die beiden Forscher gehen der Tatsache nach, dass die aktuellen Empfehlungen in Großbritannien zu allgemein und veraltet sind, und fordern daher aktualisierte Empfehlungen, die eine Vitamin-D-Ergänzung für alle Säuglinge beinhalten, unabhängig davon, ob sie gestillt werden oder nicht.
Die Wissenschaftler empfehlen den britischen Gesundheitsbehörden auch, den Vitamin-D-Blutspiegel bei Schwangeren und Säuglinge zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen. Sie vergleichen die Notwendigkeit von Vitamin-D-Ergänzungen für Kinder sogar mit dem bestehenden Kinderimpfprogramm. Wichtig: Es gibt keine Nebenwirkungen bei der Verabreichung von Vitamin D-Ergänzungen an Kinder. Die wissenschaftlichen Arbeiten der Forscher wurden in der Fachzeitschrift ”BMC Pediatrics” veröffentlicht.
Vitamin D und Kalzium sind nicht nur wichtig für unsere Knochen
Es ist allgemein bekannt, dass Vitamin D für die Aufnahme von Kalzium wichtig ist, das die Knochen benötigen. Ein Vitamin D-Mangel in der Kindheit kann nicht nur Rachitis verursachen, sondern auch zu schwachen Knochen im späteren Leben führen, was ein Problem ist, das normalerweise unbemerkt bleibt bis es zu spät ist. Kalzium ist ebenso unerlässlich für die Übertragung von Nervenimpulsen, den Blutdruck und die Muskelfunktion. Man denke nur an den Herzmuskel, der sich jeden Tag etwa 100.000 Mal zusammenzieht.
Der schwere Vitamin-D-Mangel, unter dem Noah Thahane litt, führte zu einem Herzversagen, weil den Herzzellen Kalzium fehlte.
Die Forscher beziehen sich auf zwei weitere Säuglinge im Alter von vier bis sechs Monaten, die ebenfalls eine Herzinsuffizienz und Rachitis aufgrund eines schweren Vitamin D- und Kalziummangels entwickelten. Die klinischen Symptome kamen jedoch in allen drei Fällen schleichend, und der Bedarf der Säuglinge an Vitamin D wurde erst berücksichtigt, als es schon zu spät war.
Was wir bei den drei Säuglingsfällen mit schwerem Vitamin-D-Mangel gesehen haben, ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Vitamin-D-Mangel kann zu vielen anderen Symptomen führen, der in weiteren Studien in Verbindung gebracht wird mit Krankheiten wie Atemwegsinfektionen, Typ-2-Diabetes, Übergewicht, Asthma und Autismus.
Warum Vitamin D-Mängel so verbreitet sind
Die Ernährung liefert nur begrenzte Mengen an Vitamin D. Unsere Hauptquelle ist das Vitamin D, das wir in unserer Haut synthetisieren, wenn wir der Sommersonne ausgesetzt sind. Die Fähigkeit der Haut, das Vitamin zu synthetisieren, nimmt ab, je dunkler die Haut einer Person ist. Außerdem steht die Sonne in der Zeit von Oktober bis April zu tief am Himmel, als dass die Synthese zumindest in der nördlichen Hemisphäre stattfinden könnte. Es wird geschätzt, dass jeder fünfte Erwachsene und jedes vierte Kind in Großbritannien an Vitamin D-Mangel leidet, und diese Mängel sind am häufigsten bei Menschen mit dunkler Hautfarbe zu finden.
Große Teile der Bevölkerung befinden sich in der Gefahrenzone
Noah Thahana und die beiden anderen Säuglinge, die unter tragischen Umständen ums Leben kamen, wurden alle in England geboren. Ihre Mütter sind schwarz oder asiatisch oder gehören einer ethnischen Minderheit an (BAME = Black, Asian and Minority Ethnic), die eher einen Vitamin D-Mangel aufweist. Aus diesem Grund konnten die Forscher bei mehreren Familienmitgliedern der Säuglinge einen schweren Vitamin-D-Mangel nachweisen.
In Großbritannien stellen Schwarze, Asiaten und andere Minderheiten derzeit 14 Prozent der Bevölkerung dar, aber auch Menschen, die zu wenig Zeit im Freien verbringen, verschleiert sind oder zu viel Sonnencreme verwenden, weisen Vitamin-D-Mängel auf. Weitere Risikogruppen sind Bewohner von Seniorenheimen, Menschen über 70 Jahre, übergewichtige Menschen und Diabetiker, die alle einen erhöhten Bedarf an dem Nährstoff haben.
Die Forscher fordern Präventionsprogramme
Nach Ansicht der Forscher der ”University of Birmingham” ist es bedenklich, dass die Gesundheitsbehörden den individuellen Vitamin-D-Bedarf bei dunkelhäutigen Menschen und ihren Säuglingen, die besonders anfällig sind, nicht decken konnten. Sie empfehlen völlig neue Strategien, welche die Nährstoffanreicherung von Lebensmitteln, die Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln und Gesundheitsprogramme mit Informationskampagnen, Bluttests, Routine-Screenings von Schwangeren und ihren Kindern sowie finanzielle Unterstützung beinhalten.
Noahs Mutter, Beverly Thahana, erzählte, dass ihr Sohn bereits einen Schlaganfall erlitten hatte, den die Ärzte nicht erklären konnten. Kurz darauf, als Noah sechs Monate alt war, erlitt er zu Hause den tragischen Herzinfarkt, von dem er sich nicht erholen konnte.
Es war Dr. Höglers Team, das schließlich entdeckte, dass Noah Thahane an einem schweren, nicht diagnostizierten Vitamin-D-Mangel litt, der zu einer Rachitis und dem komplizierten Herzinfarkt geführt hat. Noahs Mutter war jedoch nicht ausreichend über den Bedarf ihres Sohnes an Vitamin D und über die Tatsache informiert worden, dass er aufgrund seiner dunkleren Haut einem erhöhten Mangelrisiko ausgesetzt war. Sie hofft daher, dass die Veröffentlichung ihrer Geschichte die Gesundheitsbehörden dazu bringen wird, sich weitaus mehr auf die Prävention zu konzentrieren.
Dr. Högler erklärt, wie in Ländern wie Kanada bereits seit längerer Zeit eine Nährstoffanreicherung von Vitamin D in Lebensmitteln eingesetzt wird, welche sehr erfolgreich ist.
Quellen:
Suma Uday et al. Cardiac, bone and growth plate manifestations in hypocalcemic infants: Revealing the hidden body of the vitamin D deficiency iceberg. BMS Pediatrics 2018.
University of Birmingham. Tragic death of baby highlights the need for vitamin D public health policy change. ScienceDaily 26. Juni 2018
David A Jolliffe et al. Vitamin D supplementation to prevent asthma exacerbations: systematic review and meta-analysis of individual participant data. The Lancet Respiratory Medicine 2017
Vibeke Mikkel Hansen. Forældre glemmer, at give deres småbørn D-vitamin. DR Ligetils nyheder 05-09-2017
Khaled Sallet et al. Randomized controlled trial og vitamin D supplementation in children with autism spectrum disorder. Journal of Child Psychology and Psychiatry. 2016
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