Vitamin-D-Ergänzungen senken den Bedarf an Opioiden in der palliativen Krebsbehandlung
Krebspatienten leiden oft unter starken Schmerzen, die mit dem Fortschreiten der Krankheit zunehmen. Bei der Palliativmedizin geht es vor allem darum, die Schmerzen zu lindern, und zu diesem Zweck werden häufig Opioide wie Morphin eingesetzt. Einer schwedischen Studie zufolge, die in der Fachzeitschrift Cancer veröffentlicht wurde, benötigen jedoch immer mehr Krebspatienten im Endstadium, die hochdosierte Vitamin-D-Präparate erhalten, weniger Schmerzbehandlungen und fühlen sich im Allgemeinen weniger müde. Ein Vitamin-D-Mangel ist bei Krebspatienten weit verbreitet und kann zu einer kürzeren Lebenserwartung beitragen.
Opioide wie Morphin wirken schmerzlindernd, wenn sie unter anderem an Opioidrezeptoren im Zentralnervensystem binden. Wir werden auch psychologisch beeinflusst, wenn wir euphorisch, entspannt oder sediert werden. Selbst der kurzfristige Konsum von Opioiden kann zu einer Abhängigkeit mit erhöhtem Bedarf führen. In extrem hohen Dosierungen können Opioide zum Erstickungstod führen, da sie das Atmungssystem zum Stillstand bringen.
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Vitamin D, Krebs und Palliativmedizin
Vitamin D ist wichtig für unsere Knochengesundheit und Immunabwehr. Es gilt auch als neuroaktives Steroidhormon und ist bedeutend für unser Gehirn, Nervensystem und unsere Stimmung. Es ist allgemein bekannt, dass Krebspatienten in der Palliativphase einen Mangel an Vitamin D haben. Frühere Studien haben sogar gezeigt, dass niedrige Werte des Nährstoffs im Blut mit Schmerzen, erhöhtem Infektionsrisiko, Müdigkeit, Depressionen und verminderter Lebensqualität in Zusammenhang stehen.
Eine kleine, nicht placebokontrollierte Studie mit Krebspatienten im Endstadium deutet darauf hin, dass die Einnahme von Vitamin D die Lebensqualität verbessern und den Bedarf an Opioiden und Antibiotika senken kann. Wissenschaftler des Karolinska Instituts an der Universität Stockholm wollten daher die Wirkung von Vitamin-D-Präparaten, die Krebspatienten in der Palliativmedizin verabreicht werden, in einer großen, randomisierten, placebokontrollierten Studie näher untersuchen.
An der Studie nahmen insgesamt 244 unheilbar kranke Krebspatienten teil, die sich alle in der Palliativmedizin befanden. Zu Beginn der Studie wiesen alle einen Vitamin-D-Mangel auf. Die Patienten erhielten entweder 100 Mikrogramm Vitamin D täglich oder ein entsprechendes Placebo. Diese Dosis ist relativ hoch im Vergleich zu dem von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegten Schwellenwert.
Anschließend maßen die Wissenschaftler etwaige Veränderungen des Opioidbedarfs der Patienten, was Aufschluss über ihr Schmerzempfinden gab. Diese Messungen wurden nach 4, 8 und 12 Wochen durchgeführt.
Der Studie zufolge konsumierten die Patienten, die Vitamin D erhielten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe signifikant weniger Opioide.
Darüber hinaus litten die Patienten in der Vitamin-D-Gruppe weniger unter krebsbedingter Müdigkeit. Hinsichtlich der Lebensqualität und des Antibiotikabedarfs gab es hingegen keinen Unterschied zwischen den beiden Gruppen.
Nach Angaben der Wissenschaftler handelt es sich um die erste randomisierte, placebokontrollierte Studie, die die Wirkung einer Vitamin-D-Supplementierung bei Krebspatienten in der Palliativmedizin belegt, zumindest im Hinblick auf Schmerzlinderung und Müdigkeit. Alle Patienten vertrugen die großen Vitamin-D-Mengen recht gut.
Diese Studie wies jedoch einen Schwachpunkt auf: Nur 150 der 244 Patienten waren in der Lage, die volle 12-wöchige Einnahme von Vitamin D oder Placebo zu absolvieren, weil sie unheilbar krank waren und mehrere Patienten im Laufe der Studie starben.
Die neue schwedische Studie wurde in der Fachzeitschrift Cancer veröffentlicht.
Nur zur Erinnerung: Frühere Studien haben gezeigt, dass ein Mangel an Vitamin D den Bedarf an Opioiden in Verbindung mit anderen Arten der Schmerztherapie und bei Substanzmissbrauch erhöhen kann, und Vitamin-D-Ergänzungen können sogar als Hilfsmittel von Bedeutung sein.
Verstärkter Fokus auf Krebspatienten mit Vitamin D-Mangel
Wie bereits erwähnt, ist ein Vitamin-D-Mangel bei Krebspatienten häufiger anzutreffen, was mit einer Reihe von Faktoren zusammenhängt, wie z. B. dem vermehrten Aufenthalt in Innenräumen, längeren Krankenhausaufenthalten, der Vermeidung von Sonnenlicht nach einer Strahlen- oder Chemotherapie und einem beeinträchtigten Ernährungszustand aufgrund von Appetitlosigkeit. Ein schwerer Vitamin-D-Mangel ist sogar einer der Gründe, warum schwerkranke Krebspatienten auf die Intensivstation kommen und innerhalb eines Jahres sterben. Krebspatienten, die von der Intensivstation entlassen wurden, könnten daher von der Einnahme eines Vitamin-D-Präparats profitieren, so eine österreichische Studie, die in Nutrients veröffentlicht wurde. Diese Studie unterstützt frühere Studien, denen zufolge Vitamin D mehrere Anti-Krebs-Mechanismen besitzt. Es ist wichtig, das ganze Leben lang täglich viel Vitamin D zu sich zu nehmen.
Quellen:
Maria Helde Frankling et al. ´Palliative-D´-Vitamin Supplementation to Palliative Cancer Patients: A Double Blind, Randomized Placebo-Controlled Multicenter Trial, Cancers 2021
Karolinska Institutet. Vitamin D reduces the need for opioids in palliative cancer patients. ScienceDaily. 05.08.2021
Lajos V. Kemény et al. Vitamin D deficiency exacerbates UV/endorphin and opioid addiction. Science Advances, 2021
U.S. Department of Health and Human Services What is the U.S. Opioid Epidemic? 2021
Nina Buchtele et al. Prevalence and Impact of Vitamin D Deficiency in Critically Ill Cancer Patients Admitted to the Intensive Care Unit. Nutrients 2021
Nikki Hancocks. Study puts cancer patient vitamin D deficiency under the spotlight. NUTRAingredients.com 2021
Paulette D. Chandler et al. Effect of Vitamin D3 Supplements on Development of Advanced Cancer. JAMA 2020
https://www.foedevarestyrelsen.dk/Nyheder/Aktuelt/Sider/Pressemeddelelser%202020/Nye-D-vitamin-anbefalinger-til-b%C3%B8rn-og-voksne.aspx
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