Ein Selenmangel ist ein globales Problem, der das Risiko von schweren und häufigen Krankheiten erhöht

Ein Mangel an Selen, einem essentiellen Spurenelement, kann Schilddrüsenerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Virusinfektionen, AIDS, Unfruchtbarkeit, neurologische Störungen und Krebs verursachen. Es wird angenommen, dass weltweit eine Milliarde Menschen an einem Selenmangel leiden. Dies ist hauptsächlich auf nährstoffarme Böden zurückzuführen, die beispielsweise in Europa ein großes Problem darstellen. Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler vor diesem Problem, und laut einem in StatPearls veröffentlichten Übersichtsartikel deutet vieles darauf hin, dass wir mehr als die offiziell empfohlene Einnahme benötigen, um uns wirksam vor Krankheiten zu schützen.

Seit der Entdeckung von Selen im Jahr 1817 haben Wissenschaftler seine Bedeutung für die menschliche Gesundheit herausgearbeitet. Es wurde zuerst angenommen, dass Selen lediglich ein giftiges Metall ist, aber Forscher haben herausgefunden, dass es tatsächlich ein essentielles Spurenelement ist, das wir das ganze Leben über in den richtigen Dosen täglich benötigen.
Selen unterstützt rund 35 verschiedene selenabhängige Proteine, die unterschiedliche physiologische Funktionen haben. Selen ist auch ein Element der wichtigen GPX-Antioxidantien, die unsere Zellen, DNA und das Herz-Kreislauf-System schützen. Wir benötigen eine ausreichende Versorgung mit Selen aus Nahrungsmitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln, um eine Vielzahl von Krankheiten zu verhindern und unsere Gesundheit zu erhalten.

Warum treten Selenmängel heute so häufig auf?

Selen ist, genau wie alle anderen Mineralien, im Boden enthalten. Die Menge an Selen im Boden bestimmt, wie viel Selen die Pflanzen aufnehmen, und das wirkt sich auf die gesamte Nahrungskette aus. Paranüsse, Samen, Getreide, grünes Gemüse und Shiitakepilze sind gute Quellen, vorausgesetzt, diese Nahrungsmittel sind in selenreichen Böden gewachsen. Aus diesem Grund enthalten amerikanisches Getreide und amerikanisches Mehl viel mehr Selen als in Europa angebautes Getreide.
Ebenso werden Eigelb, Innereien, Fisch und Schalentiere als gute Selenquellen angesehen, aber Meeresfrüchte (insbesondere Thunfisch und andere Arten von Fisch aus dem oberen Teil der Nahrungskette) enthalten auch Quecksilber, wodurch diese Quellen weniger nützlich sind. Der Grund dafür ist, dass Selen mit Quecksilber reagiert und eine inerte Verbindung namens Quecksilberselenid bildet, die harmlos ist, aber Selen in den Meeresfrüchten bindet, das normalerweise zur Unterstützung lebenswichtiger Selenoproteine im Körper benötigt wird. Das Aussetzen gegenüber giftigen Quecksilberkonzentrationen erhöht daher den Bedarf des Körpers an Selen als Schutzquelle.
Selenmängel treten typischerweise in Teilen der Welt auf, in denen der Boden wenig Selen enthält.
Schätzungsweise 500 Millionen bis eine Milliarde Menschen weltweit erhalten zu wenig Selen aus ihrer Nahrung.
In China, Neuseeland und Finnland wurden schwere Selenmängel dokumentiert.
Die Gesundheitsbehörden in Dänemark haben noch nicht auf Selenmängel hingewiesen, aber Wissenschaftler wie die britische Professorin Margaret Rayman warnen seit Jahrzehnten vor dem Problem. Laut Rayman trägt der Selenmangel zu einer Reihe von häufig auftretenden und schwerwiegenden Krankheiten in unserem Teil der Welt bei.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Notwendigkeit einer Selenanreicherung von Düngemitteln

In der Provinz Keshan im Nordosten Chinas, in der der Boden einen äußerst geringen Selengehalt aufweist, beobachteten Wissenschaftler eine tödliche Herzkrankheit, die sie Keshan-Krankheit nannten. Die Krankheit wurde durch ein ansonsten harmloses Virus namens Coxsackie-Virus verursacht, gegen das die Immunabwehr nicht ankommt, wenn kein Selen vorhanden ist. Die Keshan-Krankheit führt zu einer Vergrößerung des Herzens und einem Risiko für den Herztod. Bereits 1965 begann die chinesische Bevölkerung in dieser Region, die Krankheit mit Selenpräparaten zu verhindern und auszurotten. Auch der Boden in Finnland enthält sehr wenig Selen, und Blutproben haben in der finnischen Bevölkerung einen extrem niedrigen Selengehalt ergeben. Aufgrund der hohen Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Finnland und der Angst vor ähnlichen Bedingungen wie in der Provinz Keshan, führte die finnische Regierung 1984 eine obligatorische Selenanreicherung aller Düngemittel ein. Infolgedessen stieg der Selengehalt im Boden und in der Nahrungskette deutlich an, ebenso der Selengehalt im Blut der Finnen.
Zahlreiche in den letzten Jahrzehnten durchgeführte Studien haben gezeigt, dass Selenmängel das Risiko für Blutgerinnsel und Herztod erhöht und dass Selenzusätze das Herz stärken und vor Atherosklerose schützen.
In der bahnbrechenden schwedischen KiSel-10-Studie, in der eine Gruppe älterer, aber gesunder Menschen täglich Ergänzungen aus Selenhefe und Q10 einnahm, konnte die Rate des Herztods im Vergleich zur Kontrollgruppe, die ein Placebo (Blindmuster) einnahm, um über 50 Prozent gesenkt werden. Follow-up-Studien nach 10 und 12 Jahren zeigten einen anhaltenden positiven Effekt bei denjenigen, die Selen und Q10 einnahmen.

Schilddrüsenerkrankungen

Die Schilddrüse produziert zwei verschiedene Schilddrüsenhormone. Es gibt T3, das drei Jodatome enthält und das aktive Hormon ist, während T4 mit vier Jodatomen das passive Hormon ist. Um den Stoffwechsel in den verschiedenen Geweben des Körpers zu aktivieren, entfernt eine Gruppe von Selenoproteinen, die sogenannten Deiodinasen, ein Jodatom aus T4, wodurch es in aktives T3 umgewandelt wird.
Die selenabhängigen GPX-Antioxidantien schützen auch die Schilddrüse vor Entzündungen durch oxidativen Stress. Schätzungsweise 500.000 Dänen leiden an der Hashimoto-Krankheit, die zu einer Verlangsamung des Stoffwechsels führt. Die Krankheit ist heimtückisch und betrifft typischerweise Frauen.
Viele Menschen in der T4-Hormontherapie fühlen sich zunehmend schlechter. In einer großen, placebokontrollierten dänischen Studie wird derzeit untersucht, ob sich eine Selensupplementierung von 500 Patienten über einen Zeitraum von 12 Monaten positiv auf ihre Lebensqualität auswirkt.
Frühere Studien haben gezeigt, dass eine Supplementierung mit 100-200 Mikrogramm Selen einen positiven Effekt auf die Entzündung hat, die bei der Hashimoto-Krankheit und der Basedow-Krankheit (die eine Hyperthyreose verursacht) auftritt.

Die Immunabwehr

Verschiedene Selenoproteine können die Immunabwehr aktivieren und unerwünschten Entzündungen entgegenwirken. Sie können auch Grippe, Erkältungsviren, Herpes, HIV und andere Arten von RNA-Viren daran hindern, die Immunabwehr zu mutieren und zu täuschen. Wie bereits erwähnt, kann ein Selenmangel dazu führen, dass sich normalerweise harmlose Viren zu lebensbedrohlichen Krankheiten wie der Keshan-Krankheit entwickeln. Es überrascht nicht, dass neue Grippestämme häufig aus Teilen Chinas mit einem Selenmangel stammen, in denen Viren leichter bei Tieren und Menschen mutieren und sich mit infizierten Trägern auf den Rest der Welt ausbreiten können.
Ein Selenmangel ist besonders kritisch, wenn Sie sich mit HIV infiziert haben. Mehrere Studien an AIDS-Patienten haben einen Zusammenhang zwischen einem Selenmangel und dem Mangel an T-Helferzellen gezeigt.
Eine Supplementation mit Selen kann verhindern, dass HIV zu AIDS wird. Selen ist auch wichtig, um zu verhindern, dass sich der Zustand von Patienten mit Hepatitis B oder C verschlimmert.
Die Immunabwehr benötigt im Allgemeinen Selen, um schnell und effektiv angreifen zu können.

Krebs

GPX sind starke Antioxidantien, die Zellen und ihre DNA und Mitochondrien vor freien Radikalen und oxidativen Schäden schützen. Andere selenhaltige Proteine stimulieren die Immunabwehr, wirken Entzündungen entgegen, neutralisieren Quecksilber und andere Umweltgifte und helfen kranken Zellen, sich selbst zu zerstören (Apoptose).
All dies sind Mechanismen, die gesunde Zellen vor Krebsverbindungen und unkontrollierter Zellteilung schützen.
Im Jahr 1996 dokumentierte Professor Larry Clark, ein amerikanischer Krebsforscher, in seiner NPC-Studie (Ernährungsprävention von Krebs), dass eine Supplementierung mit Selenhefe, die eine Vielzahl organischer Selenverbindungen enthält, das Risiko für verschiedene häufige Krebsformen um etwa 50 Prozent senken könnte.
Später testeten die Wissenschaftler in der sogenannten SELECT-Studie Ergänzungen aus Selenomethionin und synthetischem Vitamin E, konnten jedoch keine Wirkung nachweisen. Da sie eine einzige Selenverbindung (und keine Selenhefe) verwendeten, ist es nicht sinnvoll, diese Studie als Druckmittel anzuwenden, um Menschen von der Einnahme von Selen abzuhalten. Es wäre viel umsichtiger, Selenhefe zu empfehlen.
Es kann Jahre dauern, bis sich Krebs entwickelt, und Wissenschaftler haben mehrere Jahre vor der Krebsdiagnose bei Frauen einen Selenmangel beobachtet.
Eine Ergänzung mit Selenhefe kann daher für die langfristige Prävention verschiedener Krebsformen relevant sein, insbesondere in jenen Teilen der Welt, in denen der Selengehalt im Boden niedrig ist und Mängel häufig auftreten.

Neurologische Störungen

Studien haben gezeigt, dass ein Selenmangel zu Depressionen und anderen neurologischen Störungen führen kann. Selbst wenn eine Person einen Selenmangel hat, erhält das Gehirn weiterhin relativ viel Selen, was ein Zeichen dafür ist, wie wichtig das Mineral für die Gesundheit des Gehirns ist.
Ein Mangel an Selen kann zu einem Mangel an bestimmten Neurotransmittern führen. Beispielsweise haben Wissenschaftler bei Patienten mit Alzheimer Selenkonzentrationen festgestellt, die nur 60% der Konzentrationen in gesunden Kontrollen entsprachen.
Ein Team von Münchner Wissenschaftlern hat die spezifischen Mechanismen aufgezeigt, mit denen die selenhaltigen GPX-Antioxidantien Neuronen im Gehirn vor dem Zelltod schützen.

Männliche und weibliche Fruchtbarkeit

Wenn eine Samenzelle sich heftig schlängelt, um zum Ei zu schwimmen und es zu befruchten, benötigt die Samenzelle spezifische Selenoproteine in ihrem Schwanzstück zum Antrieb. Diese selenhaltigen GPX dienen auch als Antioxidationsmittel, die die DNA der Spermien schützen. Zu wenig Selen macht die Samenzellen anfällig für die so genannte DNA-Fragmentierung. Dies bedeutet, dass sich die Eizelle möglicherweise nicht richtig entwickelt und vom Körper abgestoßen wird, selbst wenn sie das Ei befruchtet.
Selen stimuliert die Bildung von Samenzellen und schützt die genetische Codierung. Selen ist auch wichtig für einen normalen Menstruationszyklus und eine normale Schwangerschaft. Die tägliche Einnahme von 100 Mikrogramm Selenhefe ab dem ersten Trimester bis zur Entbindung kann das Risiko einer Membranruptur um ein Drittel senken. Dies wurde in einer placebokontrollierten Studie dokumentiert, die im Journal of Obstetrics and Gynecology veröffentlicht wurde.
Die Studie zeigt auch, dass schwangere Frauen, die Ergänzungen mit Selenhefe einnehmen, seltener Präeklampsie haben, die häufigste Ursache für Frühgeburten. Eine Präeklampsie kann auch zu einer lebensbedrohlichen Eklampsie führen.
Vieles spricht dafür, dass Selen in der Schwangerschaft schützend und unterstützend wirkt. Wissenschaftler weisen auf Kreislaufeffekte in der Plazenta hin, auf die Tatsache, dass Selen ein starkes Antioxidans ist und dass Selen Entzündungen entgegenwirkt.

Muskel- und Skeletterkrankungen

1988 wurde in China eine weitere schwere Selenmangelerkrankung in Kombination mit Jodmangel beobachtet. Sie wurde Kaschin-Beck-Krankheit genannt und es wurde beobachtet, dass es das Wachstum von Kindern hemmt und zu deformierten Gelenken und Knochen führt. Die Krankheit kommt auch in Gebieten mit Selenmangel in Tibet, Sibirien und Nordkorea vor. Laut einer italienischen Studie kann ein mäßiger Selenmangel zu Sarkopenie (Verlust an Muskelmasse und Kraft) führen. Ältere Menschen haben ein höheres Risiko, da sie bereits dazu neigen, mit zunehmendem Alter an Muskelmasse zu verlieren.

Offizielle Empfehlungen und optimale Aufnahmemengen

Die empfohlene Aufnahmemenge (RI) für Selen liegt in Europa bei 50-70 Mikrogramm täglich, doch die meisten Menschen nehmen über ihre Ernährung nicht so viel auf. Mehrere Studien legen nahe, dass wir täglich etwa 90-100 Mikrogramm Selen oder mehr benötigen, um das Selenoprotein P zu sättigen, das als Marker für den Selenstatus des Körpers verwendet wird.
In vielen Studien, die z. B. mit Patienten mit Stoffwechselstörungen und Krebs durchgeführt werden, haben Wissenschaftler Dosen von etwa 200 Mikrogramm pro Tag verwendet.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die sichere Obergrenze für Selen auf 300 Mikrogramm täglich festgelegt, während die WHO die Obergrenze auf 400 Mikrogramm täglich festlegt.

Quellen

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