Vitamin C beugt Krebs durch Steuerung der Stammzellfunktionen vor
Drei aktuelle Studien zeigen, dass Vitamin C Genen ermöglichen kann, unkontrollierte Stammzellen zu zerstören, die Leukämie verursachen. Aus diesem Grund spielt der Nährstoff eine Rolle für die Krebsprävention. Es sind jedoch mehr als einige Orangen oder Vitamin C-Tabletten vonnöten, um eine therapeutische Wirkung zu erzielen. Hierzu sind große Mengen intravenös verabreichtes Vitamin C erforderlich. Diese Dosierungen wurden über Jahrzehnte verwendet und werden als Redox-Therapie bezeichnet. Dabei arbeitet Vitamin C durch völlig unterschiedliche Mechanismen und zerstört Krebszellen auf effektive Weise.
Stammzellen können unvorstellbar große Mengen Vitamin C (Ascorbinsäure) aufnehmen, wodurch Stammzellfunktionen gesteuert werden können und der Entstehung von Leukämie vorgebeugt werden kann. Dies zeigte eine aktuelle Studie des Children’s Medical Center Research Institute UT Southwestern (CRI) in Texas, USA.
Wissenschaftlern ist seit Langem bekannt, dass Menschen mit einem niedrigen Ascorbinsäure-Spiegel ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken. Der Grund hierfür ist allerdings noch nicht bekannt. Mit der neuen Studie hat die Wissenschaft einen Schritt nach vorn machen können.
Es sind nur wenige Informationen über den Stoffwechsel von Stammzellen verfügbar, da eine solche Analyse viele Zellen erfordert, und da die verschiedenen Gewebe nicht ausreichend Stammzellen enthalten. Eine neue Technik, die in der aktuellen Studie angewendet wurde, hat es den Forschern jedoch ermöglicht, die Stoffwechselprozesse in seltenen Zellen wie beispielsweise Stammzellen zu messen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass jedes Blutkörperchen im Rückenmark zahlreiche Nährstoffe auf ganz eigene Weise aufnimmt. Einer der Mechanismen ist die Absorption einer ungewöhnlich großen Menge Ascorbinsäure.
Fakten über Stammzellen und Leukämie
|
Stammzellen können sich durch Mangel an Ascorbinsäure in Leukämiezellen umwandeln
Um den Prozess näher beleuchten und bestimmen zu können, ob Ascorbinsäure für die Stammzellfunktionen von Bedeutung ist, führten die Wissenschaftler die Studie mit Mäusen durch, denen es an Gulonolacton-Oxidase (Gulo) mangelte, einem Enzym, das die meisten Säugetiere (nicht jedoch der Mensch) zur Bildung ihrer eigenen Ascorbinsäure verwenden. Anders gesagt konnten die Mäuse keine Ascorbinsäure synthetisieren, und waren daher auf die Vitamine aus ihrer Nahrung angewiesen.
Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler Mäuse und Menschen hinsichtlich des Faktors Ascorbinsäure vergleichen. Die Forscher nahmen an, dass die Mäuse, denen Ascorbinsäure fehlte, eine beeinträchtigte Stammzellfunktion aufweisen würden, doch das Gegenteil war der Fall. Ihre Stammzellen liefen quasi Amok, und in vielen Fällen entstand eine Leukämie.
Fakten über Vitamin C (Ascorbinsäure)
|
Ascorbinsäure steuert Stammzellgene
Dem Leiter der Studie, Dr. Machalis Agathocleous, zufolge verwenden Stammzellen Ascorbinsäure zur Steuerung verschiedener Arten der Aktivierung von zellulärer DNA. Dieser Prozess ist besser bekannt als Epigenom und umfasst eine Reihe intrazellulärer Mechanismen, die bestimmte Gene entweder an- oder ausschalten. Erhalten Stammzellen zu wenig Ascorbinsäure, kann das Epigenom so unterbrochen werden, dass es Stammzellfunktionen beschleunigt und das Risiko einer Leukämie erhöht.
Ascorbinsäure wirkt sich auf wichtiges Gen aus
Die Forscher des CRI in Texas entdeckten, dass ein Mangel an Ascorbinsäure ein menschliches Gen namens TET2 hemmt, das für eine normale Stammzellentwicklung benötigt wird. Ein Mangel an Ascorbinsäure kann daher Mutationen verursachen, die das Gen inaktivieren und zu einem Anfangsstadium von Leukämie führen können.
Zum Erstaunen der Wissenschaftler entsteht bei einigen Patienten mit einem Anfangsstadium von Blutkrebs Leukämie, bei anderen jedoch nicht. Der Studie zufolge kann ein Mangel an Ascorbinsäure der entscheidende Faktor sein. Die Forscher empfehlen Betroffenen, sicherzustellen, dass sie 100 % der empfohlenen Tagesdosis Vitamin C zu sich nehmen. Zukünftig möchten Wissenschaftler näher untersuchen, wie sich Ascorbinsäure auf Stammzellfunktionen und die Degeneration von Zellen und Geweben auswirkt.
Weitere Studien bestätigen, dass Ascorbinsäure Blutkrebszellen zerstören kann
Eine aktuellere Studie, die von Wissenschaftlern des Pearlmutter Cancer Center in den USA durchgeführt wurde, zeigt, wie Ascorbinsäure die Stammzellen im Knochenmark dabei unterstützt, sich normal zu entwickeln und abzusterben, statt sich rasch zu teilen und Blutkrebs zu verursachen.
Bei 10 % der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) entdeckten die Forscher sogar Mutationen im TET2-Gen, sowie bei 30 % der Patienten mit Präleukämie (auch als myelodysplastisches Syndrom bekannt) und bei nahezu 50 % der Patienten mit chronischer myelomonozytärer Leukämie.
Diese Krebsarten verursachen Anämien und erhöhen das Risiko für Infektionen und Blutungen, während sich die anormalen Stammzellen im Knochenmark teilen, bevor sie ins Blut eintreten.
Zudem untersuchten die Wissenschaftler auch den Zusammenhang zwischen dem TET2-Gen und Cytosin, einer der Nukleinsäuren, die die DNA-Codierungen in unseren Genen enthalten.
Ascorbinsäure ist wichtig für das TET2-Gen, damit Stammzellen ordnungsgemäß funktionieren können. Allein in den USA spielen Mutationen des TET2-Gens bei rund 42.000 Krebserkrankungen eine Rolle. |
Vitamin C-Injektionen wirken Leukämie entgegen und verbessern die Ergebnisse einer Chemotherapie
Luisa Cimino und Benjamin Neel der New York University School of Medicine konnten ebenfalls beobachten, dass Mäuse mit Mutationen des TET2-Gens ein höheres Risiko für eine unkontrollierte Stammzellteilung haben, die Krebs verursachen kann. Sie gingen mit ihrer Forschung einen Schritt weiter, indem sie den Mäusen mit einer geringen TET2-Aktivität über 24 Wochen täglich Ascorbinsäure injizierten. Die Forscher fanden heraus, dass diese Injektionen verhinderten, dass sich eine Leukämie entwickeln konnte. Zum Ende der Studie hatte die Kontrollgruppe mit Mäusen, die keine Injektionen erhalten hatten, dreimal mehr weiße Blutkörperchen, was ein Anzeichen für eine Präleukämie ist.
Als die Wissenschaftler menschliche Krebszellen einer Chemotherapie aussetzten, konnten sie ebenfalls bessere Ergebnisse erzielen, wenn sie die Chemotherapie mit der Gabe von Ascorbinsäure kombinierten.
Verzehr von Orangen nicht ausreichend
Luisa Cimino und Benjamin Neel hoffen, dass die Behandlung mit hoch dosierter Ascorbinsäure in konventionelle Krebstherapien eingebunden wird. Patienten mit akuter myeloischer Leukämie sind oftmals älter und können durch eine Chemotherapie oder Unterernährung sterben, da sie unter Übelkeit leiden und keinen Appetit haben. So kann Ascorbinsäure in Kombination mit einer Chemotherapie die Überlebenschancen solcher Patienten erhöhen.
Laut Benjamin Neel können therapeutische Dosierungen allerdings nicht allein über die Nahrung erreicht werden. Die Mäuse erhielten mit jeder Injektion 100 mg Ascorbinsäure, was mit der in zwei Orangen enthaltenen Menge vergleichbar ist. Ein Mensch wiegt jedoch bis zu 3.000 Mal so viel wie eine Maus, und da wir Menschen lediglich eine bestimmte Menge Ascorbinsäure aufnehmen können, ist es erforderlich, das Vitamin zu injizieren, damit es direkt in den Blutkreislauf gelangt und die Zellen erreicht.
Redox-Therapie mit Ascorbinsäure zerstört Krebszellen durch andere Mechanismen
In einer früheren Studie, die in Redox Biology veröffentlicht wurde, zeigen Buettner und sein Forschungsteam, dass Injektionen von Ascorbinsäure Krebszellen durch andere Mechanismen zerstören. Bei einer Behandlung, die Redox-Therapie genannt wird, werden den Patienten während eines Zeitraums von zwei Stunden etwa 100 g Ascorbinsäure injiziert. Diese Menge Ascorbinsäure bildet Wasserstoffperoxid, das wie freie Radikale fungiert, indem es Zellen und DNA schädigt. Wasserstoffperoxid ist auch ein Nebenprodukt des zellulären Energiestoffwechsels, doch Krebszellen haben im Gegensatz zu gesunden Zellen Schwierigkeiten damit, das schädliche Wasserstoffperoxid zu zerlegen, da sie über einen geringeren Spiegel des Enzyms Katalase verfügen. Dies macht Krebszellen anfälliger, und sie neigen dazu, abzusterben, wenn sie großen Mengen Wasserstoffperoxid ausgesetzt sind, die von der intravenös verabreichten Ascorbinsäure gebildet werden. Auf diese Weise wirkt Ascorbinsäure als natürliche Form der Chemotherapie, die keinerlei Nebenwirkungen hat, da sie sich schlicht und einfach den Unterschied zwischen Krebszellen und gesunden Zellen zunutze macht.
Katalase-Aktivität als Leitfaden für Krebstherapie
Laut Buettner scheinen Krebszellen mit einem geringen Gehalt an Katalase anfälliger gegenüber hohen Dosen Ascorbinsäure zu sein. Krebszellen mit einer höheren Katalase-Aktivität hingegen sind weniger anfällig. Durch die Messung der Katalase-Aktivität in den Tumoren von Krebspatienten kann prognostiziert werden, ob es wahrscheinlich ist, dass sich höhere Dosen Ascorbinsäure positiv auswirken würden.
Redox-Therapie seit Jahrzehnten angewendet – sogar von dänischen Ärzten
Die Redox-Therapie, bei der hohe Dosen Ascorbinsäure intravenös verabreicht werden, wird seit mehr als 30 Jahren mit positiven Ergebnissen angewendet. In Dänemark werden Redox-Behandlungen nur von sehr wenigen privaten Ärzten und Spezialisten angeboten. Ihre Behandlung umfasst auch eine antioxidative Ergänzung und eine Umstellung der Ernährung.
Dennoch tragen alle neuen Forschungsergebnisse zu einem besseren Verständnis der vielen Anwendungsbereiche von Ascorbinsäure im Gesundheitswesen bei, und heben hervor, wie wichtig es ist, ausreichende Mengen dieses essenziellen Vitamins einzunehmen.
Vorbeugung und einfache BerechnungEs ist wichtig, jeden Tag ausreichend Vitamin zu erhalten, da der Nährstoff im Körper eine Vielzahl von Funktionen inne hat. Gute Vitamin C-Quellen sind Obst und Gemüse. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei etwa 80 mg, einige Menschen können jedoch auch einen höheren Bedarf haben. Um die Menge Ascorbinsäure zuzuführen, die in einer Tablette von 750 mg enthalten ist, müssten 12 Orangen oder 53 Äpfel verzehrt werden. |
Wählen Sie säurefreie Nahrungsergänzungsmittel
Salze der Ascorbinsäure werden Ascorbate genannt und werden in säurefreien Nahrungsergänzungsmitteln verwendet, die Natriumascorbat oder Calciumascorbat enthalten. Säurefreie Nahrungsergänzungsmittel sind schonender für die Magen-Darm-Schleimhaut.
Quellen:
Scientists discover vitamin C regulates stem cell function, curbs leukemia development
https://medicalxpress.com/news/2017-08-scientists-vitamin-stem-cell-function.html
Vitamin C may encourage blood cancer stem cells to die
https://medicalxpress.com/news/2017-08-vitamin-blood-cancer-stem-cells.html
Vitamin C may encourage blood cancer stem cells to die – ScienceDaily
https://www.sciencedaily.com/releases/2017/08/170817141722.htm
Vitamin C Blocks Leukemia Progression in Mice | The Scientist Magazine®
http://www.the-scientist.com/?articles.view/articleNo/50111/title/Vitamin-C-Blocks-Leukemia-Progression-in-Mice/
Vitamin C helps genes to kill off cells that would cause cancer | New Scientist
https://www.newscientist.com/article/2144410-vitamin-c-helps-genes-to-kill-off-cells-that-would-cause-cancer/
https://da.wikipedia.org/wiki/Stamcelle
https://en.wikipedia.org/wiki/Tet_methylcytosine_dioxygenase_2
Claire M Doskey et al. Why high-dose vitamin C kills cancer cells. ScienceDaily. 2017
https://www.sciencedaily.com/releases/2017/01/170109134014.htm
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27833040
http://www.vitamindoktor.com/cm447/
https://en.wikipedia.org/wiki/Catalase
Nach weiteren Informationen suchen...
- Erstellt am .