Keine ausreichende Zufuhr des essenziellen Spurenelements Selen durch den Verzehr von Fisch und Schalentieren
Selen ist für unsere Schilddrüsenfunktion, das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System und sogar für die Krebsprävention von großer Bedeutung. Fisch und Schalentiere gehören zu den besten Selenquellen, doch selbst der Verzehr von 200 g Fisch und Schalentieren an fünf Tagen pro Woche ist einer dänischen Studie über Selen zufolge nicht ausreichend. Die Deckung des Selenbedarfs wird zudem auch dadurch erschwert, dass dieser Nährstoff in den landwirtschaftlich genutzten Böden in großen Teilen Europas nur in sehr geringer Menge zu finden ist. Laut Margaret P. Rayman, einer von Europas führenden Expertinnen für Selen, gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen der sinkenden Selenzufuhr und der steigenden Zahl an Personen mit Krebs, Rheuma, Infertilität und zahlreichen anderen gesundheitlichen Problemen. Folgende Frage stellt sich: Wie können wir ausreichend Selen aufnehmen?
Dänische Forscher haben ein Projekt ins Leben gerufen, bei dem sich 60 Freiwillige bereit erklärten, als Teil ihrer täglichen Ernährung über sechs Monate an fünf Tagen pro Woche 200 g Fisch und Schalentiere zu verzehren. Die Wissenschaftler wollten insbesondere untersuchen, wie sich die Selenzufuhr auf die Gesundheit der Probanden auswirkte. Die Studie umfasste ebenfalls eine Kontrollgruppe, deren Teilnehmer ihre normale Ernährung fortführen und den Verzehr von Fisch oder Schalentieren vermerken sollten.
Das Interesse an Selen wurde bei den Forschern durch einige amerikanische Studien geweckt, bei denen die zahlreichen positiven Auswirkungen von Selen auf die Gesundheit festgestellt wurden, und die den Sachverhalt thematisierten, dass Amerikaner im Allgemeinen allein deshalb mehr Selen über die Nahrung aufnehmen, weil die landwirtschaftlich genutzten Böden und somit auch die Ernte höhere Selenwerte aufweisen.
Nicht ausreichend Selen aus Ernährung mit Fisch in Dänemark
Selen ist Teil von rund 30 verschiedenen Selenoproteinen, die im Körper verschiedene Funktionen ausüben. In der dänischen Studie mit Meeresfrüchten untersuchten die Wissenschaftler insbesondere, ob der Verzehr von Fisch und Schalentieren das selenabhängige Protein Selenoprotein P sättigen konnte, das für den Transport von Selen in verschiedene Gewebe zuständig ist und das einen hervorragenden biologischen Marker für den Selenspiegel im Blut darstellt.
Studien zeigen, dass für eine optimale Sättigung des Selenoproteins P täglich etwa 100 μg Selen benötigt werden. Dennoch konnten die Freiwilligen im Rahmen der dänischen Studie den Sättigungsgrad selbst mit einem Verzehr von 200 g Fisch und Schalentieren nicht erreichen.
Quecksilber erhöht den Bedarf an Selen
In dieser Studie schränkten andere Faktoren den Selenwert der Teilnehmer ein. Fisch und Schalentiere enthalten Schwermetalle wie Quecksilber, und da Selenatome Quecksilber binden und das Gift in einem chemischen Prozess neutralisieren, stehen diese Selenatome den mehr als 30 Selenoproteinen, die Selen für eine korrekte Funktionsweise benötigen, nicht länger zur Verfügung. Mit anderen Worten ist unser Körper nicht in der Lage, von Fischen und Schalentieren stammendes Selen aufzunehmen und zu verwerten, wenn das Selen bereits eine chemische Verbindung mit Quecksilber eingegangen ist. Aus diesem Grund erhöht Quecksilber den Bedarf an Selen.
Nahrungsergänzungsmittel können eine Lösung sein
Das Selen von Pflanzen und Tieren, das wir zuführen, ist immer organisch. Selen aus Nahrungsergänzungsmitteln ist dagegen entweder ebenfalls organisch oder anorganisch. Studien zeigen, dass der Körper organisches Selen deutlich besser aufnimmt, verwertet und speichert als anorganisches Selen. Dies ist von großer Bedeutung, da Selen an vielen biochemischen Prozessen beteiligt ist. Nahrungsergänzungsmittel mit Selen, die aus organischer Selenhefe bestehen, enthalten eine Vielzahl von Selenverbindungen und stellen dieselbe Vielfalt an Selenarten zur Verfügung, die man durch eine ausgewogene Ernährung mit mehreren guten Selenquellen aufnehmen würde. In einer dänischen Studie, bei der die Probanden täglich 100 μg Selenhefe verabreicht bekamen, erhöhte sich der Selenspiegel im Blut auf 165 ng/ml, was als optimal gilt.
Selenspiegel und MortalitätSerumspiegel von Selen:
In der EU liegt der durchschnittliche Serumspiegel von Selen bei etwa 80-100 ng/ml, was das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöht. Quelle: Margaret P. Rayman. Selenium and human health. The Lancet 2012 |
Übersicht von verschiedenen Selenverbindungen und ihren FunktionenSelen unterstützt mehr als 30 verschiedene selenabhängige Proteine (Selenoproteine) und andere Selenverbindungen, die für unsere Schilddrüsenfunktion, unser Herz-Kreislauf-System, unsere krebspräventiven Mechanismen, unser Immunsystem, unsere Fertilität, unsere Entgiftung und viele weitere Funktionen von großer Bedeutung sind. Selbst ein geringer Selenmangel kann bereits dafür sorgen, dass einige Selenoproteine nicht mehr richtig funktionieren. |
|
Selenverbindung | Funktion |
Deiodinase Typ 1-3 | Schilddrüsenhormone. Umwandlung von T4 in T3. |
GSH-Px (Glutathionperoxidase) 1-6 |
Wichtige Antioxidantien, die die Zellen und bestimmtes Gewebe schützen. Wirken Entzündungen entgegen. |
Methylselenol | Steuerung der NKG2D-Liganden und der Immunabwehr, die bei vielen Krebsarten überaktiv ist. |
Selenid | Bindet Quecksilber durch die Bildung von Quecksilberselenid, einer chemisch inerten Verbindung. Nicht organisch. |
Selenoprotein P | Transport von Selen durch den Körper. Wichtiges Antioxidans. Steuert Apoptose und Reparatur der DNA. Nützlicher Marker zur Messung des Selenwerts. |
Selenoprotein T | Ein Teil zellulärer Strukturen und Proteine. |
Selenoprotein R | Antioxidans. Bindet Zink. |
Selenoprotein N1 | Antioxidans. Wurde für Muskelgewebe als notwendig erachtet. |
Selenoprotein W | Am Muskel- und Herzstoffwechsel beteiligt. |
Thioredoxin-Reduktase 1-3 | Wichtig für die Funktion von Q10 im zellulären Energiestoffwechsel in den Mitochondrien (Kraftwerken) der Zellen. |
Quellen:
Lutz Shomburg. Dietary Selenium and Human Health. Nutrients 2017
http://sund-forskning.dk/artikler/fokus-paa-skaldyr/
Drutel, A et al: Selenium and the thyroid gland: more good news for clinicians. Clinical Endocrinology (2013) 78 155-164
Int J Cardiol. 2012, May 22
Margaret P. Rayman. Selenium and human health. The Lancet 2012
Nach weiteren Informationen suchen...
- Erstellt am .