Unseren Lebensmitteln fehlen bis zu 40 % ihrer wichtigen Nährstoffe

Unseren Lebensmitteln fehlen bis zu 40 % ihrer wichtigen NährstoffeJahrzehnte intensiver landwirtschaftlicher Nutzung haben zu einer Nährstoffverarmung der Böden geführt. Einer zuvor veröffentlichten Studie der University of Texas und einer aktuelleren Studie aus der Schweiz zufolge fehlen unseren Ernteerträgen daher bis zu 40 % ihrer essenziellen Nährstoffe. Selbst wenn Sie sich an die offiziellen Ernährungsrichtlinien halten, könnten Sie Schwierigkeiten haben, ausreichend Calcium, Selen, Zink, Eisen, Vitamin B2, Vitamin C und andere wichtige Mikronährstoffe aufzunehmen, die für eine gute Gesundheit erforderlich sind.

Intensive Anbaumethoden zielen darauf ab, pro Hektar Anbaufläche den größten Ertrag zu erzielen. In den letzten Jahrzehnten haben Landwirte ihre Ernteerträge mit einzelnen Mineralstoffen gedüngt, die die Wachstumsrate beschleunigen. Gleichzeitig hat die Agrarindustrie Erntepflanzen entwickelt, die süßer und hinsichtlich des Klimawandels und weiterer Variabeln widerstandsfähiger sind. Anders gesagt wurden viele Pflanzen raffiniert, und um die steigende Nachfrage nach schnell wachsenden Produkten zu decken, mussten Landwirte mehr Pflanzen auf derselben Fläche ansähen, was den Nährstoffgehalt, der pro Pflanze verfügbar ist, verringert.
Studien belegen einen negativen Zusammenhang zwischen Ernteerträgen und der Mineralstoffkonzentration der Pflanzen. Aus diesem Grund enthalten Erntepflanzen heute im Allgemeinen weniger Bitterstoffe und weniger Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Verbindungen als früher. Das Problem wird durch den zusätzlichen Nährstoffverlust lediglich verstärkt, der entsteht, wenn wir die Ernteerträge raffinieren oder sie kochen, backen, braten etc.

Mangelernährung ist ein globales Problem

Weltweit leiden schätzungsweise drei Milliarden Menschen an einem Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen. Diese Mangelerscheinungen treten sogar in Industrienationen auf.
(Welch and Graham, 2004)

Nährstoffverlust in Obst und Gemüse

2004 führten Forscher der University of Texas eine Studie durch, bei der sie Daten von 1950 bis 1999 verglichen, die den Gehalt von 13 verschiedenen Nährstoffen in Obst und Gemüse auflisteten. Sie stellten einen erheblichen Rückgang des Gehalts von Calcium, Phosphor, Eisen, Vitamin B2 und Vitamin C fest. Der Rückgang betrug zwischen 6 und 38 %.
Dem Leiter der Studie, Donald Davis, zufolge ist es ebenfalls wichtig, den Nährstoffgehalt anderer Lebensmittel zu betrachten. Er weist darauf hin, dass es nicht möglich gewesen sei, den Gehalt von Magnesium, Zink, Vitamin B6, Vitamin E, Selen und sekundären Immunverbindungen in den Lebensmitteln zu vergleichen, da hierzu 1950 keine Daten verfügbar waren. Sekundäre Immunverbindungen bestimmen, wie gut Pflanzen gedeihen, und eine Verbindung wie Sulforaphan ist bekannt für seine krebshemmenden Eigenschaften.

Je größer die Ernte, desto niedriger der Gehalt an Magnesium, Calcium und anderen Nährstoffen

In neueren Studien, die 2009 in HortScience Erwähnung finden, haben Wissenschaftler den Nährstoffgehalt in Brokkoli, Weizen und Mais gemessen. Auf der Grundlage der Analyse von 27 verschiedenen Brokkolipflanzen fanden die Wissenschaftler heraus, dass es einen negativen Zusammenhang zwischen der Größe der Brokkoliköpfe und ihrem Gehalt an Mineralstoffen wie Calcium und Magnesium gab. Dasselbe galt für Weizen und Mais. Anscheinend verringert sich der Nährstoffgehalt in Obst und Gemüse mit zunehmendem Wassergehalt in den Ernteerträgen.

Selenarme Böden vor allem in Europa

Von 1994 bis 2016 sammelte ein Forschungsteam aus der Schweiz 33.241 hervorragende Bodenproben aus verschiedenen Teilen der Welt und untersuchte deren Selengehalt. Ihre Berechnungen prognostizieren, dass Anbaumethoden und der Klimawandel für eine zusätzliche Selenverarmung von 66 % der kulturfähigen Böden verantwortlich sein könnten. Dies wird wahrscheinlich insbesondere Europa betreffen, da die Böden dort von vornherein selenarm sind.
Selen unterstützt etwa 30 verschiedene selenabhängige Proteine (Selenoproteine), die für die kardiovaskuläre Gesundheit, die Fertilität, die Schilddrüsengesundheit und die Krebsprävention von Bedeutung sind. Es stellt sich die Frage, ob unsere selenarmen Böden und der weit verbreitete Selenmangel ein Teil der Erklärung für die zunehmenden Probleme mit Infertilität, Stoffwechselerkrankungen und Krebs sein können.
Seit den frühen 1970er-Jahren füttern dänische Landwirte ihre Nutztiere mit zusätzlichem Selen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Der Mensch ist jedoch Teil derselben Nahrungskette. Aus diesem Grund haben finnische Behörden 1984 eine zwingende Anreicherung von Dünger mit Selen eingeführt, um Symptome eines Selenmangels zu vermeiden – nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen.

Zinkmangel tritt häufig auf

In vielen Ländern ernähren sich Menschen von raffinierten Lebensmitteln, die hauptsächlich aus weißem Reis oder Weißmehl und Mais bestehen. Diese Grundnahrungsmittel enthalten leere Kalorien und keine essenziellen Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Zink. Allein dieser Nährstoff ist an mehr als 300 verschiedenen enzymatischen Reaktionen beteiligt. Schätzungsweise 25 % der Weltbevölkerung leiden an einem Zinkmangel. Ein Zinkmangel kann in leichter, mittelschwerer oder schwerer Form vorliegen. Ein schwerer Zinkmangel tritt hierzulande selten auf, während leichte und mittelschwere Mangelerscheinungen relativ häufig sind, und bereits bei Menschen auftreten können, die nur kurzzeitig zu wenig Zink über die Nahrung oder in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufnehmen.

Wachsen Pflanzen schneller, neigen sie dazu, sich mit Wasser und süßen Kohlenhydraten zu füllen, wie beispielsweise Glukose, die Proteine, Bitterstoffe, Enzyme und weitere anfällige Nährstoffe wie Vitamine, Eisen, Zink, Selen und weitere wichtige Spurenelemente und sekundäre Immunverbindungen verdrängt.

Sogar Mikroflora des Bodens und der Pflanzen wird beeinflusst

Intensive Anbaumethoden, einschließlich Abholzung, Düngung und Verwendung von Pestiziden, sowie schwere landwirtschaftliche Maschinen wirken sich auf die Fauna und die riesige Mikroflora des Bodens aus. Ein Gramm des Bodens kann bis zu 100 Millionen Bakterien, 100.000 verschiedene Pilze und Tausende anderer Mikroorganismen enthalten, die für Menschen keinerlei Gefahr darstellen. In der Fachzeitschrift Science News wurde kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der australische Wissenschaftler über Mikroorganismen und deren Rolle für die Gesundheit der Pflanzen diskutierten. Über mehr als 400 Millionen Jahre hinweg haben Pflanzen eine komplizierte Koexistenz mit Bakterien und Pilzen entwickelt, die für das Wurzelsystem, Blätter, Blüten und Früchte der Pflanzen von Bedeutung ist. Diese notwendige Koexistenz wird Symbiose genannt und ist mit der riesigen Mikroflora vergleichbar, die für die Gesundheit von Mensch und Tier gleichermaßen wichtig ist. Wissenschaftler möchten herausfinden, wie sich Pflanzen und Mikroben gegenseitig ergänzen. Es bedarf einem empfindlichen Gleichgewicht, um zu untersuchen, wie die Symbiose dazu beitragen könnte, organische Anbaumethoden zu verbessern. Das wichtige Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Mikroorganismen macht sich der Mensch bereits bei der Weinproduktion und der Herstellung fermentierter Lebensmittel wie Sauerkraut zunutze.

Nährstoffdichte und Ökologie

Organische Produkte, die auf natürliche Weise wachsen und in einer natürlichen Umgebung reifen können, absorbieren und bilden wesentlich mehr Nährstoffe als Pflanzen, die konventionell hergestellt wurden. Dies gilt insbesondere für Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Immunverbindungen. Dabei sind selbst kleine Mengen aus der Ernährung extrem wichtig für das ordnungsgemäße Funktionieren der Immunabwehr, des kardiovaskulären Systems und eine Reihe weiterer Funktionen.
Die Nährstoffdichte gibt die Menge an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nährstoffen in Lebensmitteln im Verhältnis zu ihrem Brennwert an. Knoblauch, Ingwer, Sprossen, Brokkoli, grüne Bohnen, Spinat, Beeren und Kräuter stehen an der Spitze. Da Obst, Tomaten und Gurken sehr viel Wasser enthalten, ist ihre Nährstoffdichte geringer.
Wie bereits erwähnt, haben landwirtschaftlich genutzte Böden, Anbaumethoden und die Art der Zubereitung einen Einfluss auf die Nährstoffdichte von Lebensmitteln.
Am Ende der Liste befinden sich leere Kalorien wie Weißmehl und weißer Reis, die bereits rund 80 % der ursprünglich enthaltenen Nährstoffe verloren haben. Weißer Zucker hat etwa 100 % seiner Nährstoffe verloren.

Quellen:

Declining Fruit and Vegetable Nutrient Composition: What is the Evidence? HortScience February 2009
http://hortsci.ashspublications.org/content/44/1/15.full

The University of Texas at Austin. Study suggest nutrient decline in garden crops over past 50 years. UTNews. 2004
https://news.utexas.edu/2004/12/01/nr_chemistry

Jones GD et al. Selenium deficiency risk predicted to increase under future climate change. Proceedings of the National Academy of Sciences 2017
Editorial team. Selenium deficiency promoted by climate change. ETHzüric 2017
https://www.ethz.ch/en/news-and-events/eth-news/news/2017/02/selenium-deficiency-promoted-by-climate-change.html

http://hortsci.ashspublications.org/content/44/1/15.full

https://nordjyske.dk/nyheder/bedste-groentsag-til-at-bekaempe-kraeft/ada7ca84-0e81-40ce-adcc-effac41ca5e2

Pernille Lund. Immunforsvarets nye ABC. Hovedland 2012