Vitamin D-Mangel und Übergewicht erhöhen das Risiko für Sklerose – besonders bei Kindern

Vitamin D-Mangel und Übergewicht erhöhen das Risiko für Sklerose – besonders bei Kindern Es ist kein Zufall, dass Sklerose in nördlichen Breitengraden häufiger vorkommt. Ein wesentlicher Faktor ist ein Mangel an Vitamin D, einem Nährstoff, den wir nur im Sommer aus dem Sonnenlicht synthetisieren können. Eine neue Studie, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, zeigt, dass sich das Risiko für einen Mangel durch Übergewicht weiter erhöht, und dass Kinder besonders anfällig sind. Im Rahmen der Vorbeugung von Sklerose müssen wir der Gewichtskontrolle größere Bedeutung beimessen und sicherstellen, dass wir ganzjährig und lebenslang reichlich Vitamin D erhalten. Außerdem sollten verschiedene Kampagnen, die davor warnen, sich der Sonne auszusetzen, und die Verwendung eines Sonnenschutzes empfehlen, gleichzeitig Kinder und Erwachsene darüber informieren, wie sie ausreichend Vitamin D aus anderen Quellen aufnehmen können.

Sklerose – auch Multiple Sklerose (MS) genannt – ist eine chronisch fortschreitende Autoimmunerkrankung. Grund für die starken Beeinträchtigungen bei einer Sklerose ist, dass das Immunsystem die schützenden Myelinschichten angreift, die die Axone der Nervenzellen umgibt. Sklerose ist geprägt von wiederholten Angriffen auf verschiedene Bereiche des Zentralnervensystems, wobei die Symptome stark variieren können. Einige Patienten haben nur sehr geringe Einschränkungen, während andere durch Lähmungserscheinungen an den Beinen, Einnässen, Schwierigkeiten beim Sprechen oder sogar Demenz arbeitsunfähig werden.

Neue Erkenntnis: Kinder mit Übergewicht und Vitamin D-Mangel sind höherem Risiko ausgesetzt

Laut einer neuen Studie mit 569 Kindern mit Sklerose und 16.251 gesunden Probanden bestand für die an Sklerose erkrankten Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit, tatsächlich an Sklerose zu erkranken, wenn sie gleichzeitig übergewichtig waren und an einem Vitamin D-Mangel litten.
Wir wissen bereits, dass Übergewicht und ein Vitamin D-Mangel das Risiko einer Sklerose im Erwachsenenalter erhöhen. Der Wissenschaft war bisher jedoch nicht bekannt, dass auch Kinder mit Übergewicht und einem Vitamin D-Mangel einem höheren Risiko ausgesetzt sind.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, wurde von Wissenschaftlern der University of California, San Francisco und Berkeley durchgeführt. An der Studie waren sowohl Kinder aus den USA als auch aus Schweden beteiligt.
Die Forscher entwickelten eine sogenannte genetische Risikobewertung, die es ihnen ermöglichte, zu untersuchen, wie Übergewicht und ein Vitamin D-Mangel das Risiko beeinflussten, an einer Sklerose zu erkranken. Der Wert für Vitamin D beruhte auf dem Vorhandensein oder Fehlen dreier genetischer Variationen, die sich auf den Vitamin D-Wert im Blut auswirken. Der Wert für Übergewicht basierte auf 97 Genvariationen. Die Wissenschaftler berücksichtigten auch andere Faktoren wie beispielsweise das Geschlecht oder erbliche Faktoren.
Es ist nicht die erste Studie, die einen Zusammenhang zwischen Übergewicht, einem Vitamin D-Mangel und Sklerose erkennen lässt. Die Wissenschaftler haben bereits darauf hingewiesen, dass Übergewicht allein einen Vitamin D-Mangel hervorrufen kann, der wiederum das Risiko einer Sklerose erhöht. Dennoch haben Übergewicht und ein Vitamin D-Mangel den neuen Studien zufolge unterschiedliche Auswirkungen auf das Krankheitsrisiko. Ihre Studie zeigte sogar, wie Erb- und Umweltfaktoren interagieren und das Risiko, an einer Sklerose zu erkranken, erhöhen können. Gleichwohl spielt Vitamin D eine entscheidende Rolle bei der Steuerung des Immunsystems. Die Frage ist: Was passiert in unserem Gehirn?

Sklerose sorgt für Fehlinformation der Immunabwehr

Die Immunabwehr, unsere Hauptquelle zum Schutz vor Infektionen, besteht aus verschiedenen weißen Blutkörperchen, die als T- und B-Lymphozyten bezeichnet werden. Entsteht eine Sklerose, erhalten die T-Lymphozyten, die normalerweise offensiv Mikroben anvisieren und bekämpfen, über die Lymphknoten des Körpers Fehlinformationen. Werden T-Lymphozyten in den Blutkreislauf gesendet, finden und zerstören sie die Myelinschichten der Nervenzellen. Abhängig davon, welche Nervenzellen zerstört werden, kann dies zu verschwommenem Sehen, chronischer Müdigkeit, Muskelschwäche, Taubheit und anderen Symptomen der Sklerose führen.

Vitamin D steuert die T-Lymphozyten

Forscher der Johns Hopkins University School of Medicine vertreten die Annahme, dass Vitamin D T-Lymphozyten daran hindert, in das Gehirn zu gelangen. Bei Studien, in denen Mäusen mit Sklerose große Mengen an Vitamin D verabreicht wurden, fanden Forscher eine große Anzahl an T-Lymphozyten im Blut der betroffenen Mäuse, wohingegen nur wenige T-Lymphozyten in Gehirn und Rückenmark zu finden waren.
Dagegen haben Wissenschaftler beobachtet, dass es nur sehr geringe Vitamin D-Konzentrationen im Blut von Menschen mit Sklerose gibt, was mit einer erhöhten Krankheitsaktivität und Behinderungen in Verbindung gebracht wird.

Wie viel Vitamin D benötigen wir?

Der Nährstoffaufnahme-Referenzwert für Vitamin D liegt für Erwachsene bei 10 μg. Viele Forscher sind jedoch der Ansicht, dass der tatsächliche Bedarf an Vitamin D wesentlich höher ist. Sie empfehlen eine tägliche Einnahme von 30-100 μg Vitamin D. An einem sonnigen Tag im Sommer kann eine solche Menge leicht produziert werden, im Winter hingegen müssen wir ein Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, da uns eine normale gesunde Ernährung nur mit geringen Mengen dieses Nährstoffs versorgt. Es ist ebenfalls wichtig, zu wissen, dass ein Sonnenschutz mit einem höheren Lichtschutzfaktor als 8 die Vitamin D-Synthese in der Haut blockiert. Um dieses Problem zu vermeiden, reicht es aus, sich 20-30 Minuten ungeschützt der Sonne auszusetzen, bevor ein Sonnenschutz aufgetragen wird. Auf diese Weise kann die Haut ausreichend Vitamin D produzieren.

Vitamin D, Nahrungsergänzungsmittel und Absorption

Vitamin D ist ein fettlöslicher Nährstoff. Wir verwerten ihn am besten durch die Einnahme von Vitamin D-Tabletten, bei denen das Vitamin D in einem pflanzlichen Öl gelöst ist. Die tägliche Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels mit Vitamin D im Bereich von 30-80 μg gilt als unbedenklich.

Andere Ursachen und mögliche Zusammenhänge

Frauen erkranken zwei- bis dreimal häufiger an Sklerose als Männer, sodass es scheint, als würde ein Hormonungleichgewicht das Risiko erhöhen. Für Raucher erhöht sich das Risiko einer Sklerose um 40-80 %. Viren, Umweltgifte wie Quecksilber und bestimmte Gewebearten können das Risiko ebenfalls erhöhen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass bestimmte Infektionen und Vergiftungen die Immunabwehr belasten und sie dazu zu veranlassen, leichter überzureagieren und die Myelinschichten anzugreifen – vor allem, wenn gleichzeitig ein Vitamin D-Mangel vorliegt.

Quellen:

Magdalena Kegel. Obesity and Poor Vitamin D Levels Tied to Risk of Childhood MS in Study. 2017

https://multiplesclerosisnewstoday.com/2017/05/18/obesity-and-low-vitamin-d-levels-tied-to-childhood-multiple-sclerosis-ms-in-study/

Milena A et al. Evidence for causal relationship between low vitamin D, high BMI and pediatric – onset Ms. Neurology 2017

http://www.neurology.org/content/88/17/1623.short?sid=6c15dc5c-e827-4982-8190-7b934967a88b

Sotirchos et al. Safety and immunologic effects of high- vs low-dose cholecalciferol in multiple sclerosis. Neurology 2016

Alberto Ascherio et al. Vitamin D as an Early Predictor of Multiple Sclerosis Activity and progression. Jama Neurology 2014

http://www.netdoktor.dk/sygdomme/fakta/sclerose.htm

https://scleroseforeningen.dk/netraadgivningen/d-vitamin-dosering

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